Besonderes Bundeszentrum ist die offizielle Bezeichnung: Darin sollen schwierige, renitente Asylbewerber untergebracht werden. Keine schweren Straftäter, aber Unruhestifter, die sich im normalen Bundesasylzentrum nicht an die Regeln gehalten, den Betrieb massiv gestört, andere Asylsuchende belästigt haben und zu einem Sicherheitsproblem wurden. Und die mehrfach beim Drogenkonsum, Schwarzfahren oder Diebstahl erwischt wurden.
Dafür, dass sie renitent sind, darf man sie nicht belohnen.
Solche Problemfälle sollen künftig ins Zentrum von Les Verrières kommen, in eine abgelegene Gegend im Neuenburger Jura. Das Zentrum werde ganz bewusst in einer solchen Gegend eröffnet, erklärt Esther Maurer, Chefin des Direktionsbereiches Asyl im Staatssekretariat für Migration (SEM).
«Für uns ist es wichtig, dass dieses besondere Zentrum tatsächlich für jene Asylsuchenden eingesetzt wird, die renitent sind», erklärt Maurer. «Und dafür, dass sie renitent sind, darf man sie ja nicht belohnen. Darum ist es wichtig, dass diese Zentren weit weg von den städtischen Umgebungen sind.»
Die renitenten Asylsuchenden sollen für 14 Tage in das besondere Zentrum kommen. Dort gelten strengere Regeln als in einem normalen Asylheim.
Zwar dürfen die Asylsuchenden auch dort das Zentrum verlassen. Die Ausgehzeiten sind aber stärker eingeschränkt. Sie können auch an Beschäftigungsprogrammen teilnehmen, zum Beispiel bei Waldarbeiten mithelfen oder Wege putzen. Sie erhalten dafür aber kein Taschengeld, sondern nur Sachleistungen wie Zigaretten, Duschmittel oder zusätzliche Lebensmittel.
Start mit «nur» 20 Männern
Im ersten Betriebsjahr sollen im Renitentenzentrum in Les Verrières maximal 20 Asylsuchende untergebracht werden, später wird die Kapazität schrittweise erhöht. Nur Männer werden dort untergebracht – keine Frauen und keine Minderjährigen. In der Dorfbevölkerung gab es natürlich grosse Bedenken gegen ein solches Zentrum. Deshalb habe man eine Begleitgruppe eingesetzt, sagt Pierre-Alain Ruffieux, der Chef der Asylregion Westschweiz.
Und in dieser Begleitgruppe hätten neben Gemeindevertretern auch zwei Personen aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Zentrums Einsitz genommen. Es gehe um einen offenen und direkten Dialog. Um die Sicherheit zu gewährleisten, gibt es in dem besonderen Zentrum auch viel mehr Sicherheits- und Betreuungspersonal als in normalen Asylzentren.
Deutschschweiz wartet noch ab
Und die Bevölkerung kann sich rund um die Uhr telefonisch melden, um verdächtige Beobachtungen oder Probleme zu melden. Trotzdem: Die Sicherheitsbedenken rund um ein Zentrum für renitente Asylbewerber lassen sich nicht so schnell entkräften. So ist es bislang noch nicht gelungen, auch in der Deutschschweiz einen Standort für ein solches Zentrum zu finden.
Aber, räumt Esther Maurer ein: «Ich gehe im Moment davon aus, dass viele Kantone mit kritischem Auge auf Les Verrières schauen, und wenn die Bedingungen okay sind und die Bevölkerung das mittragen kann, dann werden wir noch einige Kantone haben, die sich interessiert zeigen.» Den Betrieb werden Behörden und Fachleute im Rahmen einer Evaluation eng begleiten.