Digital heisst das Zauberwort an vielen Schulen. Viele Schülerinnen und Schüler arbeiten mit Computern oder Tablets. Allerdings sind nicht alle Schulen digital gleich fit. Das hat die Corona-Pandemie deutlich gemacht. Beat Schwendimann, Leiter der pädagogischen Arbeitsstelle beim Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer (LCH), erklärt, wie er sich den Digitalisierungsprozess an Schulen vorstellt.
SRF News: Hat die Pandemie für einen digitalen Schub an Schulen gesorgt?
Beat Schwendimann: Viele Lehrpersonen mussten in der Tat schnell dazulernen. Vor allem während der Notfall-Fernunterrichtsphase im Frühling 2020. Manche Lehrpersonen hatten sich bis dahin nicht intensiv mit digitalen Lernformen beschäftigt und mussten sehr schnell dazulernen. Es hat sich gezeigt, dass sich Lehrpersonen untereinander sehr schnell ausgetauscht haben und es haben sich Lerngemeinschaften gebildet. Jetzt gilt es zu sichern, dass diese neuen Praktiken und der Umgang mit digitalen Geräten auch nachhaltig weitergeführt werden können. Denn es soll nicht nur auf diesen Notfall-Fernunterricht beschränkt sein, sondern soll regelmässig im Unterricht eingesetzt werden.
Wie kann diese Nachhaltigkeit eingeführt werden?
Zentral ist sicher die Rolle der Schulleitung. Die Schulleitung muss die digitale Transformation der Schule priorisieren. Sehr wichtig ist auch die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen. Denn die Geräte allein zu haben, ist nur ein erster Schritt. Der zweite und fast wichtigere Schritt ist, was man damit pädagogisch und didaktisch machen kann. Es braucht auch entsprechende Unterstützung vor Ort. Denn es tauchen immer wieder praktische Fragen auf. Der LCH fordert aus diesem Grund, dass alle Schulen mindestens eine pädagogische ICT-Fachperson haben.
Jetzt gilt es zu sichern, dass diese neuen Praktiken nachhaltig weitergeführt werden können.
All dies kostet. Könnte es sein, dass die öffentliche Hand auf der Bremse steht?
In vielen Gemeinden und Kantonen werden momentan, auch in den letzten Jahren schon, zum Teil grosse Budgets gesprochen für digitale Geräte. Es ist uns aber wichtig zu betonen, dass eben nicht nur die Anschaffung der Geräte im Zentrum stehen darf; man muss in diesem Budget auch die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen einrechnen.
Digitale Transformation ist ein laufender Prozess.
Es müssen entsprechende Lehrmittel angeschafft werden, und das Budget darf nicht nur einmal gesprochen werden. Digitale Transformation ist ein laufender Prozess. Die Geräte müssen auch immer wieder ersetzt und gewartet werden.
Besteht nicht die Gefahr, dass an anderen Posten gespart würde?
Man darf nicht dem einen Ort Geld entziehen, um es an einem anderen Ort zu investieren. Deswegen ist unsere Forderung klar, dass ein eigenes und stehendes Budget geschaffen werden muss – ein zusätzliches Budget für die digitale Transformation. Diese Transformation ist ein Querschnittthema und betrifft das gesamte Bildungswesen. Es ist eine der zentralen Zukunftskompetenzen. Da muss wirklich auch investiert werden.
Das Gespräch führte Andrea Jaggi.