Von einer prekären Lage und einer möglichen Massenentlassung beim ältesten Schweizer Stahlwerk, der Stahl Gerlafingen berichteten verschiedene Medien. Am Freitag bestätigte nun das Unternehmen die schwierige Situation.
Momentan keine Entlassungen
Die Bilanz des Stahlwerks in Gerlafingen (SO) sei tiefrot, schrieb das Unternehmen, das zur italienischen AFV Beltrame gehört. Auf eine Teilschliessung werde im Moment aber verzichtet, nach «sehr engen Kontakten mit der Politik».
Eigentlich seien beim Stahlwerk «harte Schritte notwendig», liess sich CEO Alain Creteur in der Mitteilung des Unternehmens zitieren. Man denke über eine Schliessung einer der zwei Produktionsstrassen nach. Damit könne man für den Rest des Unternehmens Sicherheit schaffen, sagte Patrick Puddu, Finanzchef der Stahl Gerlafingen gegenüber SRF.
Hat Profilstahl Zukunft?
Die Stahl Gerlafingen produziert einerseits Armierungseisen für Stahlbeton, andererseits sogenannten Profilstahl, beispielsweise Eisenträger. Schwierig sei die Situation vor allem beim Profilstahl, weshalb man über eine Schliessung dieses Teils des Unternehmens nachdenke.
Eine solche Schliessung hätte den Abbau von Arbeitsplätzen in Gerlafingen zur Folge. Wie viele der 540 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen wären, konnte das Unternehmen am Freitag nicht sagen.
Schwieriger Export – und Energiepreise
Hinter den Schwierigkeiten mit dem Profilstahl steckt die internationale Marktsituation: Für den Export des Profilstahls in die EU hat die Schweiz seit 2023 kein eigenes Kontingent mehr. Aus diesem Grund sei der Export eingebrochen, hiess es beim Stahlwerk.
Dazu kommen die Energiepreise: Die Stahl Gerlafingen sprach von «horrenden Energiepreisen» und kritisierte, dass die Schweiz die Stahlunternehmen nicht finanziell unterstützen, anders als EU-Staaten.
Fehlende Unterstützung beklagt
Das Stahlwerk fordert eine bessere Unterstützung: Die Politik müsse sich dringend für bessere Rahmenbedingungen einsetzen.
Wie lange man der Politik für neue Lösungen Zeit geben könne, das wurde am Freitag nicht klar. Finanzchef Patrick Puddu sagt: «Die Timeline ist im Moment noch ein moving target.» Darum sei der Zeitplan schwer abzuschätzen.
Gewerkschaft fordert Lösung
Unterstützt werden die Forderungen der Stahl Gerlafingen von den Gewerkschaften. Die Unia betonte am Freitag die Wichtigkeit des Solothurner Stahlwerks: «Immerhin ist es einer der grössten Recycler der Schweiz und ein wichtiger Arbeitgeber für den Kanton Solothurn», sagte Gewerkschaftssekretär Markus Baumann.
Aus diesen Gründen sei die Rettung der Stahl Gerlafingen essenziell: «Bund und Kanton Solothurn müssen jetzt auf die Hinterbeine stehen und schauen, dass man da eine Lösung hinbringt.»
Bereits am Donnerstag wurde bekannt, dass auch die Swiss Steel in Emmenbrücke LU rote Zahlen schreibt. Damit sind die beiden grössten Schweizer Stahlwerke in Schieflage.