Nach der Hitze kam die lange ersehnte Abkühlung. In vielen Teilen der Schweiz entluden sich am Mittwoch etliche Gewitter. Und einmal mehr hagelte es – vor allem im Berner Oberland und in der Region Basel.
Jeden Sommer beschäftigen wir uns mit dem Phänomen. Doch wie oft hagelt es eigentlich? Und wo am meisten? Und wie hoch sind die Schäden? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Hagelt es öfter als früher? «Die Hagelstatistik kann nicht nachweisen, dass es mehr hagelt», sagt SRF-Meteorologe Felix Blumer. Die Zeitreihen, die man untersuchen könne, seien relativ kurz. Wirklich genau könne man den Hagel nur mit der Radarmethode berechnen und diese gebe es noch nicht so lange, dass man im Detail sagen könne, ob es eine signifikante Zunahme gebe. Physikalisch gesehen, könnte man eine Zunahme von Hagel aber erklären: «Je heisser es wird, je mehr Feuchtigkeit die Atmosphäre aufnehmen kann, desto grösser können auch die Hagelzellen werden», erklärt der Meteorologe.
Wird es in Zukunft mehr hageln? «Man geht davon aus, dass es eine leichte Zunahme von Hagel geben wird», sagt Felix Blumer. Auch die Grösse der Hagelkörner werde wahrscheinlich zunehmen. Doch wann dies eintreten werde, sei momentan noch offen, da die Untersuchung einer Hagelzelle sehr komplex sei, so Blumer.
Haben die Hagelschäden zugenommen? Der Schadensversicherer Axa kann in seinen Statistiken keinen klaren Trend erkennen. Die Zahl der Schadensmeldungen und die Schadensummen variierten je nach Jahr sehr stark, abhängig von der betroffenen Region, der Unwetterlage und grösseren Hagelereignissen, heisst es dort.
Für die auf Landwirtschaft spezialisierte Versicherung Schweizer Hagel waren die Jahre 2009 und 2021 die zwei schadenreichsten Jahre in ihrer über 140-jährigen Geschichte, wie sie auf Anfrage mitteilt. Die Jahre dazwischen seien aber mit Ausnahme von 2013 normal oder eher arm an Schäden gewesen. Die Versicherung beobachtet auch, dass die Ereignisse mit sehr grossen Hagelkörnern (über 5 cm) eher zunehmen. Grundsätzlich stellt man bei Schweizer Hagel seit Mitte der 1990er-Jahre eine Zunahme von schadenreichen Jahren in der Landwirtschaft fest. In den letzten 25 Jahren seien neun solcher Jahre aufgetreten.
Wo sind die Hagel-Hotspots in der Schweiz? Am stärksten von Hagel betroffen sind das Südtessin, das Emmental, das Entlebuch, das Napfgebiet und die Regionen entlang des Juras.
Der Schadensversicherer Axa hat die meisten Hagelschäden in den letzten zehn Jahren in den Kantonen Neuenburg, Tessin und Jura registriert. Aber auch Nidwalden, Luzern, Schwyz, Zug und Bern seien stark betroffen gewesen. In diesen acht Kantonen ereignete sich rund die Hälfte aller bei Axa Schweiz gemeldeten Hagelschäden.
Wie gross sind Hagelkörner? Hagelkörner haben einen Durchmesser von 0.5 bis 5 cm. Vereinzelt können sie grösser werden. «Meistens ist der Durchmesser von Hagelkörnern eigentlich unter 2 cm, doch dann machen sie keine Schlagzeilen in den Medien», sagt SRF Meteorologe Blumer. Der sogenannte Schweizer Rekord stammt gemäss Blumer aus dem Jahr 1927. Damals soll ein Hagelkorn mit 13 cm Durchmesser gemessen worden sein. Im internationalen Vergleich sei dies aber immer noch relativ klein. So habe man in den USA Hagelkörner mit einem Durchmesser von 18 cm gemessen.