Nach dem verheerenden Unwetter in Brienz können erste Einwohnerinnen und Einwohner in ihre Häuser zurückkehren, wie die Gemeinde mitteilt. Mehrere Häuser sind jedoch stark beschädigt. Ob sie abgerissen werden müssen, ist noch unklar.
Das Unwetter hätte die Gemeinde aber noch viel schlimmer treffen können. Denn der 40 Meter breite und 12 Meter hohe Geschiebesammler oberhalb des Dorfes stoppte einen Teil der Murgänge, die entlang des Milibachs in die Tiefe rutschten.
Darunter waren bis zu 200 Tonnen schwere Felsbrocken. «Priorität hat nun, den Geschiebesammler zu entleeren, damit er seine Funktion wieder erfüllen kann», sagt Geologe Kaspar Graf, der das Ereignis für den Kanton Bern analysiert.
Neues Schutzbauwerk reichte nicht aus
Brienz hat in den letzten Jahren massiv in den Hochwasserschutz investiert. Das Fassungsvermögen des Geschiebesammlers von 12'000 Kubikmetern reichte offensichtlich nicht aus, um weitere Schäden zu verhindern.
Das Schutzbauwerk selbst hielt den Geröllmassen jedoch stand. «Der Geschiebesammler ist für ein Ereignis ausgelegt, das alle 100 Jahre vorkommt. Nach ersten Schätzungen ist am Montag ein solches Ereignis eingetreten.»
Laut Geologe Graf befindet sich aber noch viel Schuttmaterial im Bach bis zum Wasserfall. Und die Wetterprognosen verheissen für die Region nichts Gutes, für das Wochenende werden Regen und Gewitter erwartet.
Drohen in Brienz neue Unwetter? «Regen alleine ist kein Problem. Nur ein aussergewöhnliches Niederschlagsereignis kann neue Murgänge auslösen», sagt Graf. Man untersuche nun, wie viel Niederschlag neue Murgänge auslösen könnte. «Da gibt es eine gewisse Unsicherheit», sagt der Geologe.