Eine Woche nach dem verheerenden Sturm in La Chaux-de-Fonds (NE) sind die Aufräum- und Reparaturarbeiten angelaufen. Priorität hat die Sicherung der Dächer, damit keine Dachziegel oder beschädigte Schornsteine herunterfallen.
Aktuell sind in La Chaux-de-Fonds täglich bis zu 500 Personen mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Auch am Samstagnachmittag standen in der Stadt Autokräne im Einsatz, um Dächer zu sichern, was zu zeitweiligen Strassensperrungen führte.
Die Arbeiten umfassen in erster Linie die Stabilisierung von Schornsteinen oder Lüftungskanälen. Für diese Einsätze hilft auch die Feuerwehr, die auf die Unterstützung von Korps aus den Kantonen Genf, Waadt, Neuenburg, Freiburg und der Stadt Biel/Bienne zählen können.
Mehr Schäden an modernen Gebäuden
An historischen Gebäuden hat der Sturm offensichtlich weniger Schäden angerichtet als an modernen Bauten, wie die Zeitung «Le Temps» berichtete. Vor allem das Baumaterial spiele eine wichtige Rolle bei der Widerstandsfähigkeit der Baustrukturen, sagte Professor Aurelio Muttoni von der ETH Lausanne (EPFL) der Zeitung: «Ältere Gebäude bestehen oft aus Mauerwerk. Neuere Gebäude aus Holz oder Metall sind leichter und daher bei sehr starken Winden viel anfälliger».
Der Sturm hat nach ersten Schätzungen an den Gebäuden Schäden in Höhe von bis zu 90 Millionen Franken angerichtet. Bis 5000 der rund 7500 Gebäude in der Region wurden laut der kantonalen Gebäudeversicherung in Mitleidenschaft gezogen. Die Schäden reichten von zerstörten Fassaden und abgerissenen Dächern bis zu heruntergefallenen Dachziegeln und zerbrochenen Fensterscheiben.
Für einige stark betroffene Fabriken im Industriequartier Crêt-du-Locle könnten die Schäden mehrere Millionen Franken betragen. Privatversicherungen übernehmen zudem einige Millionen Franken für Schäden an Fahrzeugen. Auch viele Schäden im Inneren von Gebäuden sind den Versicherungen gemeldet worden.
Grosse Solidarität
Trotz allem herrsche in der Stadt grosse Solidarität. «Wir erhalten grosse Unterstützung aus der Region und anderen Kantonen. Das hilft sehr. Aber schon jetzt ist klar: Dieses Ereignis wird bleibende Spuren hinterlassen – in der Stadtlandschaft, aber auch bei allen, die den Sturm miterlebt haben», erklärte Stadtpräsident Jean-Daniel Jeanneret im «Sonntags-Blick».
Die Aufräumarbeiten dürften noch Wochen dauern. Und bis Parks und Wälder wieder im Zustand von vor dem Sturm seien, würden Jahrzehnte vergehen. In den umliegenden Jurawäldern wurden mindestens 1600 Hektar vom Sturm beschädigt.
Abgesagte Veranstaltungen
Aus Sicherheitsgründen wurden in La Chaux-de-Fonds zwei grosse Veranstaltungen abgesagt: das Strassenkunstfestival Plage des Six Pompes, das jedes Jahr bis zu 100’000 Menschen anzieht, und die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag. Benachbarte Neuenburger Gemeinden haben die Chaux-de-Fonniers eingeladen, an ihren Veranstaltungen teilzunehmen.
Die Solidarität in den Neuenburger Bergen spielt: Ein neu gegründeter Verein will die Wiederaufforstung von Bäumen in den Parks, öffentlichen Gärten und Spielplätzen unterstützen. Der Sturm hatte unzählige, teils mehrere hundert Jahre alte Bäume entwurzelt.
Die Organisatoren des Plage des Six Pompes haben einen Spendenaufruf gestartet, um ihre seit 30 Jahren stattfindende Veranstaltung zu sichern.