- Ein heftiger Sturm ist durch die Region La Chaux-de-Fonds (NE) gezogen.
- Die offizielle Messstation meldete eine Windspitze von 217 km/h.
- Laut der Neuenburger Kantonspolizei hat der Sturm einen Toten und mehrere Dutzend Verletzte gefordert.
Eine Person verlor ihr Leben, als wegen des Unwetters ein Baukran auf einer Baustelle im Bahnhofquartier umstürzte, wie die Neuenburger Kantonspolizei in einer Mitteilung schreibt. Der Kran traf ein Auto, das daraufhin in Brand geriet.
Stadtpräsident Jean-Daniel Jeanneret erklärte danach, dass die Situation unter Kontrolle sei. Rund 40 Verletzte seien in Neuenburger Spitäler eingeliefert worden. Ausserdem wurden vorsorglich fünf Gebäude evakuiert.
Zugleich forderte er die Einwohnerinnen und Einwohner zu grösster Wachsamkeit bei Bewegungen in der Stadt oder in der Natur auf. Von Reisen nach La Chaux-de-Fonds rieten Polizei und Feuerwehr ab.
Ausmass der Schäden enorm
Die Polizei sperrte bestimmte Bereiche der Stadt. In den schachbrettartig angeordneten Strassen kam es zu Staus, obwohl viele Einheimische in den Ferien sind. Die Böden sind übersät mit zerbrochenen Ziegeln und Blech, das durch die Wucht der Elemente von den Dächern gesprengt wurde.
Zusätzlich zu den beschädigten und den teilweise sogar abgerissenen Dächern lagen haufenweise abgebrochene Äste herum. Überall in der Stadt stürzten Dutzende Bäume um, manchmal wurden sie geköpft oder entwurzelt. Besonders betroffen war das Gebiet Crêt-du-Locle.
Viele hörten wegen des Sturmes auf zu arbeiten. Gegenüber SRF berichtet ein Anwohner in La-Chaux-de-Fonds, der gerade im Büro war, als das Haus zu zittern begann, so etwas habe er noch nie gesehen: «Alles hat angefangen zu zittern. Ich hatte keine Ahnung, was vor sich geht.»
Bundespräsident meldet sich zu Wort
Bundespräsident Alain Berset kommentierte die Ereignisse auf Twitter. «Die Bilder aus dem vom Sturm verwüsteten La Chaux-de-Fonds lassen uns ungläubig staunen», schreibt er. Seine Gedanken seien bei den von den Unwettern betroffenen Menschen sowie den Einsatzkräften.
Der Sturm, der am Montag gegen 11:30 Uhr La Chaux-de-Fonds traf, hielt nicht lange an. Doch die Schäden in der Uhrenmetropole sind beträchtlich. Fahrzeuge wurden zerstört, Dächer abgerissen, Mobiliar in der Stadt, insbesondere Terrassenstühle, flog durch die Luft. Dutzende Bäume wurden durch die heftigen Windböen entwurzelt oder einfach geköpft.
Sowohl SRF Meteo wie auch Meteoschweiz, denen das landesweite Messnetz gehört, klären aktuell ab, ob der Sturm ein Tornado war.
Sabine Balmer von SRF Meteo räumte ein, dass die Fotos für eine «lokale, aber heftige Angelegenheit» sprächen. Allerdings würde bei einem Tornado üblicherweise ein Wolkenschlauch beobachtet. Berichte dazu lägen bislang keine vor. Im Zusammenhang mit Gewittern könnten lokal starke Windböen, sogenannte Downbursts, schon einmal vorkommen.
Die 217 Stundenkilometer Windgeschwindigkeit müssten noch bestätigt werden, führte sie aus. Sie wären aber «tatsächlich ein klarer Rekord». 1985 waren im Kanton Glarus Windstärken von 190 Stundenkilometer gemessen worden.
Bahnverkehr bis Dienstag unterbrochen
Aufgrund der Schäden seien Stromausfälle zu erwarten. SRF Meteo hatte im gesamten Jurabogen vor schweren Gewittern gewarnt.
Wegen der Folgen des Sturms wurden die Bahnverbindungen von La Chaux-de-Fonds nach Neuenburg, Biel und Le Locle gestrichen. An mehreren Stellen fielen Bäume sowie ein Hochspannungsmast auf die Gleise. Am späteren Nachmittag hat die SBB bekannt gegeben, dass der Unterbruch bis am Dienstag anhalten dürfte.