Beim gestrigen Erdrutsch in Schwanden im Kanton Glarus, der 38 Gebäude in Mitleidenschaft gezogen hat, gab es keine Verletzten – dank frühzeitiger Evakuierung.
Ähnliches am Wochenende: Starke Unwetter und unaufhörlicher Regen liessen in der Ostschweiz Rhein und Sitter über die Ufer treten, kleine Bergbäche verwandelten sich zu tosenden Fluten. Aber auch hier blieben die Schäden erstaunlich gering.
In Graubünden wurden wegen der Unwetter mehrere Pässe gesperrt, im Unterengadin verschüttete ein Erdrutsch eine Bahnlinie – verletzt wurde allerdings auch hier niemand. Beim Bündner Führungsstab ist man überzeugt, dass neben den baulichen Massnahmen gegen Hochwasser auch die neu eingeführten Gefahrenanalysen zum glimpflichen Ausgang geführt haben.
«Seit 2016 ist im Bevölkerungsschutzgesetz festgeschrieben, dass jede Gemeinde eine Gefahrenkarte und einen Gemeindeführungsstab hat», sagt Pascal Porchet, Chef des kantonalen Führungsstabs Graubünden. Zudem habe man grossen Wert auf die Ausbildung gelegt.
Auch Renaturierungen an Fliessgewässern dürften grössere Unwetterschäden verhindert haben. Dabei soll das Wasser mehr Platz bekommen, damit es langsamer abfliessen kann.
Laut dem Ingenieur Martin Berther, der selbst solche Projekte realisiert, hat man früher die Flüsse in Kanäle gepfercht, welche durch ihre glatten Wände die Flussgeschwindigkeit erhöhten. «Aber heute weiss man: So wie es uns die Natur vorgibt, ist es am besten.»
Knapp drei Milliarden Franken investiert die Schweiz jährlich in Prävention, Versicherung und Intervention von Naturgefahren. Sind diese Massnahmen der Grund, weshalb die Schweiz – unter Anbetracht der jüngsten Ereignisse – von schlimmen Schäden grösstenteils verschont geblieben ist?
«Das ist sicher einer der Gründe. Wir haben sowohl bei den baulichen als auch bei den organisatorischen Massnahmen, also Feuerwehren, viel aus der Vergangenheit gelernt», sagt Christoph Hegg, Mitglied von Planat, einem Gremium, das vom Bundesrat zur Vorbeugung von Naturgefahren 1997 gegründet wurde. Man dürfe allerdings nicht vergessen, dass es weniger geregnet hat als bei vergangenen Ereignissen, wie etwa im Jahr 2005.
Gemäss Hegg ist die Schweiz auf einem guten Stand. Dennoch müsse man sich beispielsweise wegen der Klimaveränderung laufend weiterentwickeln, bestehende Unterhaltsmassnahmen sicherstellen und Einsatzkräfte trainieren. «Ausruhen wäre die falsche Strategie.»
Mitarbeit: Mario Nottaris, Detlev Munz, Isabel Gajardo