«Wir müssen Distanz halten, damit wir wieder zusammenwachsen können», schreibt der Kanton Uri in seiner Medienmitteilung. Der Spruch ist Programm: Als erster Kanton beschränkt er den Ausgang von über 65-Jährigen, gültig schon seit Donnerstagabend um 18 Uhr.
Konkret heisst das für Menschen über 65 Jahren: Sie müssen ab jetzt zu Hause bleiben. Ausnahmen sind Arztbesuche, Bestattungen oder die Arbeit im Gesundheitswesen. Spaziergänge alleine oder zu zweit sind maximal zwei Stunden pro Tag erlaubt. Einkäufe sollen Angehörige, Nachbarn oder der Freiwilligendienst des Schweizerischen Roten Kreuz Uri übernehmen.
«Diese Massnahme war jetzt angesagt, weil alles, was bis jetzt in Uri angeordnet wurde, nur bedingt mitgetragen wurde», erklärt Ignaz Zopp, Chef des kantonalen Führungsstabs.
Der Kanton wolle die Risikogruppe schützen aber auch die Spitäler entlasten, so Zopp: «Es ist die Risikogruppe, und wir wissen, wenn einer nachher im Spital behandelt werden muss, hat das riesige Konsequenzen für den Spitalbetrieb und das Spitalpersonal.»
«Sinnvolle Massnahme»
Eine Isolation der Älteren ist laut Epidemiologe Marcel Salathé durchaus sinnvoll. Fraglich sei aber, ob eine strikte Isolation überhaupt durchführbar sei. Und: Um das Virus zu bekämpfen, braucht es weiterhin Social Distancing bei allen – egal ob alt oder jung: «Senioren und Seniorinnen besonders aus gesundheitlichem Grund zu schützen, ist sinnvoll. Sie sind eher betroffen von schweren Krankheitsverläufen. Epidemiologisch gesehen muss aber auch der Rest Abstand halten, um die Kurve flach zu bringen.»
Zum selben Schluss kommt auch eine neue Studie aus England. Das Imperial College untersuchte die verschiedenen Massnahmen. Laut ihren Prognosen braucht es das ganze Bündel: von striktem Abstandhalten bis hin zur Selbst-Quarantäne bei Kontakt mit Infizierten.
Nur so könne man das Virus eindämmen. Selbstisolation oder Social Distancing der Älteren (70-jährig oder älter) habe dabei zwar weniger Einfluss auf die Verbreitung des Virus, dafür aber einen besonders starken Effekt auf die Spitäler – genau genommen auf die Belegung der Spitalbetten. Denn bei der Risikogruppe verläuft die Krankheit im Durchschnitt schwerer und die Betroffenen werden darum häufiger hospitalisiert.
Appell von Pro Senectute
Auch Eveline Widmer-Schlumpf appelliert als Präsidentin von Pro Senectute an die älteren Menschen: «Das ist für alle schwierig. Und ich appelliere an die ältere Generation, sich wirklich daran zu halten und so auch einen Beitrag zu leisten, damit das Coronavirus in absehbarer Zeit eingedämmt werden kann.»
Gegen die Einsamkeit zu Hause helfen auch die kantonalen Telefonketten von Pro Senectute, bei denen man sich mit anderen austauschen kann. Um die Zahl der Infektionen zu bremsen, reicht aber eine Ausgangsbeschränkung der Älteren nicht aus. Dafür braucht es ein Social Distancing von Jung bis Alt.