Beaver Creek in den USA, Whistler Blackcomb in Kanada und die Skiarena Andermatt-Sedrun in der Schweiz haben eines gemeinsam: Sie werden bald allesamt dem US-Unternehmen Vail Resorts gehören.
40 Skiresorts in den USA, in Kanada und Australien listet der Konzern bereits. Die 180 Pistenkilometer auf Urner und Bündner Boden ebnen Vail Resorts nun erstmals den Zugang zum europäischen Skimarkt. Noch vor Beginn der nächsten Wintersaison soll das Geschäft mit der Andermatt-Sedrun Sport AG in trockenen Tüchern sein.
US-Investor in Skigebiet ist ein Novum
Ein amerikanisches Unternehmen dieser Liga, das in ein Schweizer Skigebiet investiert: Das sei ein Novum, sagt Urs Wagenseil, Co-Leiter des Instituts für Tourismus an der Hochschule Luzern.
Ausländische Geldgeber für hiesige Wintersportorte dagegen gibt es bereits einige: Nebst Andermatt haben auch in Crans-Montana, Saas-Fee und Savognin internationale Investoren und Betreibergesellschaften das Sagen.
Droht jetzt über kurz oder lang ein Ausverkauf der Berge? Nein, sagen hiesige Experten unisono. Die Gründe dafür: vielschichtig. «Der ausländische Investor kann den Berg zwar kaufen, aber er kann ihn nicht mitnehmen», sagt etwa Hans Wicki, Präsident vom Branchenverband Seilbahnen Schweiz, und betont: «Rund 90 Prozent der Schweizer Skigebiete sind noch immer in Schweizer Hand.»
Schneesport sei ein «kostenintensives» Geschäft – werfe das Skigebiet alleine wirtschaftlich zu wenig ab, brauche es Geld aus anderen Quellen.
Rund 90 Prozent der Schweizer Skigebiete sind noch immer in Schweizer Hand.
Investitionen ausländischer Geldgeber seien willkommen, solange ein seriöses Unternehmen dahinterstehe, sagt Wicki. Natürlich sähe auch er es lieber, wenn bloss Schweizer Geldgeber in hiesige Skigebiete investieren würden. «Aber wenn sie nicht da sind, sind sie nicht da.»
Besitzverhältnisse erschweren Übernahme
Dass bislang nur wenige Schweizer Skigebiete in ausländischer Hand sind, ist laut Marcus Roller, Co-Leiter der Forschungsstelle Tourismus an der Universität Bern, auch den Besitzverhältnissen geschuldet. Zum einen seien in vielen Skigebieten Familienunternehmen am Hebel, zum anderen würden sich auch relativ häufig Gemeinden daran beteiligen. «Sind die Bergbahnen im Besitz der öffentlichen Hand, wird eine Übernahme auch immer ein Politikum und ist entsprechend schwierig durchsetzbar.»
Andermatt sei diesbezüglich in mehrerer Hinsicht ein Spezialfall: Schon vor der nun publik gemachten Übernahme durch Vail Resorts habe das Skigebiet einem internationalen Konsortium gehört. Der ägyptische Investor Samih Sawiris habe quasi auf der grünen Wiese etwas Neues aufbauen können, nachdem sich das Militär aus dem Urner Bergdorf zurückgezogen hatte.
In Andermatt kann man das Komplettpaket vermarkten.
Hier seien Skigebiet, Hotellerie und Gastronomie unter dem Dach eines Unternehmens vereint – und dies sei für ausländische Investoren interessant, sagt Roller. Denn: «Man kann das Komplettpaket vermarkten.» Auch wenn sich die Bergbahn alleine nicht rechne, werfe das Gesamtunternehmen dann eben doch Rendite ab.
Das Beispiel Andermatt sei in der Schweiz aber noch relativ selten, viele Infrastrukturen in Wintersportorten seien im Streubesitz. «Wenn ich also ein Ressort aufbauen will, müsste ich zuerst relativ viele einzelne Firmen aufkaufen», sagt Roller. Dies sei mit einem grossen Aufwand verbunden. Der Spezialfall Andermatt dürfte daher so schnell keine Nachahmer finden.