Wo stehen unsere Velos? Das ist derzeit das grosse Problem von Publibike in Bern. Denn die Leihvelos sind aus finanziellen Gründen nicht mit einem GPS-System ausgerüstet – und so hat Publibike keine Informationen, wo die über 300 Velos gelandet sind, deren Schlösser über das Wochenende geknackt worden sind.
Publibike-Mitarbeiter müssen in der Stadt nach den vermissten Velos suchen, und manchmal meldet sich jemand, der eines am Strassenrand gefunden hat. «Gestern wurden 70 Velos zurückgestellt», sagt Publibike-Sprecherin Katharina Merkle.
«Imageschaden für das System»
Auf den Betrieb hätten die geknackten Schlösser keinen Einfluss. Allein gestern seien in Bern 800 Fahrten auf einem Publibike unternommen worden. Deshalb glaube sie auch nicht, dass das Schlossdebakel dem Veloverleih einen Imageschaden zugefügt habe.
Viele haben das System gelobt – und dann dieser Fehler.
Anders sieht das Karl Vogel, als Chef der Stadtberner Verkehrsplanung zuständig für das Projekt Publibike. «Das ist ein Imageschaden für das System.» Er bedauere sehr, dass es dazu gekommen sei. «Viele haben das System gelobt – und dann dieser Fehler. Das ist sehr unglücklich.»
Zu schnell eingeführt?
Schon vor der Einführung hatte das offizielle Veloverleihsystem der Stadt Bern für Schlagzeilen gesorgt: Die Einführung von Publibike verzögerte sich um zwei Jahre, weil ein Mitbewerber Einsprache gegen die Vergabe einlegte. Einige Berner Lokalpolitiker kritisieren, die Stadt habe Publibike deshalb viel zu schnell eingeführt, ohne es auf Herz und Nieren zu prüfen.
Diese Kritik lässt Vogel nicht gelten. «Ich habe dieses Velo persönlich geprüft und x-mal auf- und zugeschlossen.» Darum sei er davon ausgegangen, dass die Sache funktioniere. «Es erstaunt mich jetzt sehr, dass noch so ein Mangel drin ist.»
Sind es Kinderkrankheiten?
Gemäss Publibike gibt es bis jetzt keine Hinweise, dass auch an anderen Standorten – wie zum Beispiel in Zürich – Publibike-Schlösser im grossen Stil geknackt worden wären. Die entsprechenden Abklärungen laufen aber noch.
Falls es gravierende Mängel gibt, werden wir eine Überarbeitung verlangen.
Publibike habe die Stadt Zürich über die Vorfälle in Bern informiert, sagt Pio Sulzer vom Stadtzürcher Tiefbaudepartement. Er bezeichnet die Probleme mit den Schlössern als «Kinderkrankheiten». «Uns schockiert das nicht.» Bis Ende Jahr laufe eine Einarbeitungsphase, «um genau solche Kinderkrankheiten festzustellen». Falls es gravierende Mängel gebe, werde man eine Überarbeitung verlangen. «Das ist ein ganz normaler Vorgang.»
Bisher eine Erfolgsgeschichte
Wie sehr das Image von Publibike unter den Negativschlagzeilen der letzten Tage leidet, dürfte sich erst langfristig zeigen. Denn bisher war Publibike vor allem eine Erfolgsgeschichte. Alle paar Monate sind neue Standorte dazugekommen: Lugano, Lausanne, Freiburg, Sitten, Bern, Zürich.
Vorerst laufen keine Gespräche mit weiteren Schweizer Städten.
Die Frage, ob nun der grosse Rückschlag komme, will Publibike-Sprecherin Merkle nicht beantworten. Sie sagt aber, vorerst würden keine Gespräche mit weiteren Schweizer Städten laufen. «Im Moment haben wir kein anderes konkretes Projekt.»
Publibikes in die Garage?
Zuerst müsse das Problem mit den unsicheren Schlössern behoben werden. Und dies wenn möglich, ohne dass die Publibike-Flotte in Bern für einige Zeit in der Garage bleiben muss. Am Freitag soll es weitere Informationen dazu geben.