Viele Schweizerinnen und Schweizer haben in den letzten Jahren mehrere Corona-Tests gemacht. Vielleicht fünf, vielleicht zehn. Da fällt es kaum auf, wenn auf der Krankenkassen-Abrechnung noch ein elfter Test draufsteht. Besonders, da bei Symptomen ja der Bund den Test bezahlt. Wer schaut sich dann die Abrechnung noch genau an?
Aber doch: Die Krankenkassen hätten schon im letzten Jahr Meldungen bekommen, sagt der Sprecher von Santésuisse, Manuel Ackermann: «Es haben sich bereits zahlreiche Versicherte bei ihren Versicherern gemeldet, weil sie Abrechnungen von Corona-Tests erhalten haben, die mehrfach in Rechnung gestellt wurden oder gar nicht stattgefunden haben. Aufgrund von Kontrollen der Krankenversicherer vermuten wir teilweise auch betrügerische Absichten. Diese Fälle melden wir regelmässig dem BAG.»
Wir vermuten teilweise auch betrügerische Absichten.
Und das BAG habe auch reagiert, bestätigt das Bundesamt einen Bericht des St. Galler Tagblatts. Seit einigen Monaten kümmere sich ein internes Team um die Rückforderungen im Zusammenhang mit Covid-19-Tests. «Das Team überprüft detailliert alle Fälle. Und das BAG behält sich auch vor, rechtliche Schritte im Rahmen der gesetzlichen Grundlagen vorzunehmen», sagt BAG Mediensprecher Jonas Montani.
Grund für falsche Abrechnungen noch unbekannt
Um wie viele Fälle es sich handelt oder was die mögliche Summe ist, dazu kann sich das BAG noch nicht äussern. Grund seien die laufenden Überprüfungen. Für die fehlerhaften Abrechnungen gibt es zudem eine Vielzahl anderer Erklärungen.
Etwa, dass in der ganzen Hektik in Testzentren Flüchtigkeitsfehler passierten, beim ungeschulten Personal oder im System. Auch möglich ist, dass Versicherte falschen Alarm schlagen, weil sie den Arzt auf der Abrechnung nicht kennen, weil sie den Verantwortlichen des Testcenters nun mal nie persönlich getroffen haben.
Ob Betrug oder einfach Chaos im Testcenter, das BAG gehe den Meldungen nach, sagt Jonas Montani. «Wir werden die Meldungen auf Unregelmässigkeiten analysieren. Wir möchten zudem bei dieser Gelegenheit nochmals darauf hinweisen, dass es Aufgabe der Versicherer und Kantone ist, bei den Leistungserbringern zu intervenieren, falls sie Auffälligkeiten bei der Rechnungsstellung feststellen sollten.»
Schliesslich sei es nicht das BAG, sondern die Kantone, welche die Aufsicht über die einzelnen Ärztinnen und Ärzte hätten. Sollten unter diesen tatsächlich Betrüger sein, die absichtlich zusätzliche Rechnungen für fiktive Corona-Tests stellen, dann müssten auch die Kantone dagegen vorgehen, so das BAG.