Das Urner Bergdorf Seelisberg war es, welches ein weltbekannter Meditationsmeister mit beeindruckendem Bart und langen Haaren zum Ausgangspunkt erkor – für seine Mission, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Anfang der 1970er-Jahre übernahm der «Grosse Seher» Maharishi Mahesh Yogi die Hotelanlage Sonnenberg, hoch über dem Rütli gelegen. In den besten Zeiten seiner Bewegung lebten und meditierten dort bis zu 300 Anhängerinnen und Anhänger des indischen Gurus.
Doch inzwischen ist es ruhig geworden um die Hotelanlage. So ruhig, dass sie zum Verkauf steht. 27.5 Millionen Franken: Das ist der stolze Verkaufspreis der Liegenschaft, die zwei Hotel- und mehrere Nebengebäude umfasst. Zum Verkauf ausgeschrieben hat sie Felix Kägi, einer der ersten Anhänger des Maharishi in der Schweiz. Noch heute ist er Vorsitzender der Bewegung «für Transzendentale Meditation» (TM). Zwar hänge die Bewegung an der Anlage auf dem Seelisberg, aber «der Ort Seelisberg hat für unsere Bewegung den Zweck erfüllt. Wir haben heute nicht mehr die gleichen Bedürfnisse wie damals.»
Konkret heisst das: Die TM-Bewegung hat nach dem Tod von Maharishi Mahesh Yogi im Jahr 2008 an Bedeutung verloren. Zwar gibt es auf dem Seelisberg noch Meditationskurse und Ayurveda-Angebote. Doch die Anhänger sind älter geworden. Und weniger: Heute sind es noch dreissig. Die Hotelanlage ist zu gross für sie geworden.
Legendäre Erinnerungen
Felix Kägi kam als Zwanzigjähriger in Berührung mit Maharishi und seinen Ideen. «Ich war äusserst fasziniert von Maharishi und seinen Botschaften zur Verbesserung der Welt. Wie man durch positives Denken und Meditieren die Umgebung besser und bewusster wahrnehmen kann.»
Kägi war es dann auch, der den indischen Meditationsmeister in die Schweiz und nach Seelisberg holte. Maharishi war derart fasziniert von den Bergen, der Aussicht und der Ruhe, dass er das Urner Bergdorf zum Hauptsitz der Bewegung für Transzendentale Meditation ernannte.
Die Beatles und zwei Millionen Anhänger
Schon zuvor war er weltbekannt geworden. Mit seiner Erscheinung entsprach der Guru ziemlich genau dem Bild, welches sich Hippies von einem «weisen Seher» machten. Als zur Flower-Power-Zeit sogar die Beatles und andere Popstars Maharishi in Indien besuchten, war die Bewegung auf dem Höhepunkt. Nach eigenen Angaben hatte Maharishi Yogi zwei Millionen Anhänger weltweit, als er 1975 in der Schweiz das Zeitalter der Erleuchtung ausrief.
Mit dem Erfolg wuchs aber auch die Kritik an der Bewegung. Sie wurde als Sekte bezeichnet und belächelt. Etwa als die Yogis behaupteten, dank ihrer Meditationstechnik schweben zu können. Für Betrachter kam das sogenannte «yogische Fliegen» allerdings nie über eine Art Hüpfen hinaus.
Gemeinde hofft auf Arbeitsplätze
Im Dorf Seelisberg war man am Anfang skeptisch gegenüber den neuen Nachbarn. Mittlerweile hat man sich aneinander gewöhnt. Jetzt, wo der Abschied der Yogis aus Seelisberg naht, erhofft sich Gemeindepräsidentin Judith Durrer, dass ein vernünftiger Investor gefunden wird. «Für die Akzeptanz in der Bevölkerung wäre es gut, wenn auch die Gemeinde von der neuen Nutzung profitieren könnte.» Durrer denkt dabei an eine Hotelanlage für Touristen, die auch Arbeitsplätze nach Seelisberg bringt.
Die Hotelanlage des ehemaligen Grand Hotel wurde 1875 gebaut und ist mittlerweile in die Jahre gekommen. Doch trotz des hohen Verkaufspreises und des Sanierungsbedarfes: Gemäss Felix Kägi gibt es bereits Interessenten aus dem In- und Ausland. «Einerseits muss der Preis stimmen und andererseits ist uns auch wichtig, dass ein Investor kommt, der sein Geld auf ethische Art und Weise verdient hat.» In den nächsten Wochen finden Gespräche mit möglichen Käufern statt. Dann wird sich zeigen, ob die legendäre Hotelanlage in neuen Händen wieder richtig zum Fliegen kommt.