Das Wichtigste in Kürze:
- Nur ein Prozent der Grillkohle im Schweizer Handel kommt aus der Schweiz.
- Neun Landwirte betreiben im Napfgebiet noch das uralte Handwerk der Köhlerei.
- Ihre Kohle ist im Handel so gefragt, dass sie meist ausverkauft ist.
- Verkäufer und Köhlerverband wünschen sich Köhler-Nachwuchs.
Der grösste Anteil an Grillkohle in Schweizer Geschäften stammt aus dem Ausland und ist industriell fabriziert. Nur gerade ein Prozent der verkauften Menge kommt aus der Schweiz. Im Napfgebiet in der Umgebung von Romoos sind noch neun Köhler aktiv.
Einer von ihnen ist Willy Renggli (61). Schon seit einem Vierteljahrhundert pflegt der Landwirt nebenberuflich unterhalb des Weilers Bramboden dieses uralte Handwerk. Scheit um Scheit türmt er das Holz zu einem etwa drei Meter bis vier hohen Holzhaufen, dem sogenannten Meiler.
Jedes Scheit misst einen Meter, einzeln werden die Scheite nebeneinander aufgestellt. Das Holz dafür komme ausschliesslich aus der Region, erklärt Willy Renggli dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Gruppiert wird es um eine Art Kamin. Steht der Meiler, wird er mit Tannenästen und zuoberst mit einer Schicht aus Kohleresten und Sand luftdicht abgedeckt.
Das Holz durch moderate Hitze austrocknen
Dann wird der Verkohlungsprozess gestartet: Der Köhler füllt den Kamin mit glühendem Material und schliesst ihn mit einem Deckel ab. Von da aus beginnt das Holz rundum zu glühen. «Kein Feuer, nur ein Glimmbrand auf einer relativ tiefen Temperatur. So wird dem Holz die Feuchtigkeit entzogen», erklärt Renggli.
Steigt blauer Rauch auf, ist die Kohle fertig
Etwa zwei Wochen lang dauere dieser Prozess. Während dieser Zeit kann der Köhler aber nicht untätig bleiben: Regelmässig, Tag und Nacht, muss er dem Kamin frische Glut zuführen. Und mit einer langen Stange sticht er Löcher in den Haufen. So führt er dem heissen Inneren Sauerstoff zu und ermöglicht ein gleichmässiges Glimmen. «Ist der Rauch, der aus diesen Löchern kommt, blau, weiss ich, dass der Verkohlungsprozess fertig ist», sagt Renggli, der bei dieser aufwändigen Arbeit auch tatkräftig von seiner Familie unterstützt wird.
Zwei Meiler pro Jahr
Pro Jahr schaffen die Köhler im Napfgebiet normalerweise je zwei Meiler, das ergibt insgesamt zwischen 80 und 100 Tonnen Holzkohle. Eine Fabrik mit ihren riesigen, gasbeheizten Metallkesseln schafft die gleiche Menge in wenigen Tagen. Dafür sei die traditionell hergestellte Kohle am Ende grober, grösser und halte länger im Grill, sagen die Köhler.
Die fertige Holzkohle wird abgepackt und kommt dann in den Verkauf. Ausschliesslich nur bei «Otto’s». Das hat historische Gründe: Der inzwischen verstorbene Unternehmer Otto Ineichen hatte sich Mitte der achtziger Jahre als Abnehmer der Holzkohle aus dem Napfgebiet angeboten und das alte Handwerk damit vor dem Verschwinden gerettet.
Das Produkt sei heute gefragter denn je, sagt Firmenchef Mark Ineichen. So gefragt, dass man nur mit viel Glück noch einen Sack ergattern könne. Meist sei die Schweizer Grill-Holzkohle in den «Otto’s»-Filialen ausverkauft.
Nachwuchs gesucht
Nicht zuletzt auch wegen der grossen Nachfrage, hätte der Verkäufer nichts dagegen einzuwenden, wenn sich in Zukunft der eine oder die andere dazu entschliessen könnte, nebenberuflich in die Köhlerei einzusteigen. Das wäre ganz im Sinne von Willy Renggli, der auch den Köhlerverband leitet: «Wald hätte es in der Schweiz ja genug.»