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Verkehrsengpass Olympia Graubünden droht wegen Olympia 2026 ein Verkehrschaos

Was, wenn täglich 3000 Personen durch einen einspurigen Tunnel fahren? Dieses Szenario droht dem Kanton Graubünden.

Livigno ist ein kleiner italienischer Wintersportort nahe der Schweizer Grenze. Einer, wie viele andere in der alpinen Region. Aber im kommenden Winter steht Livigno für einmal im Zentrum von Sportinteressierten. Dann nämlich finden die Olympischen Spiele 2026 in Mailand und in Cortina d'Ampezzo statt – mit Freestyle-Wettbewerben für Ski und Snowboard.

Im Winter nur zwei Zufahrtsstrassen

Dass in Livigno olympische Wettbewerbe ausgetragen werden, fordert auch den Kanton Graubünden. Denn: Eine der Zufahrten ins Bergdorf führt über den Ofenpass zwischen Zernez und Val Müstair. Vom Pass führt auf halber Strecke der einspurige Tunnel Munt la Schera zum Lago di Livigno.

Nach Livigno führen zwei weitere Zufahrtsstrassen: ein Pass von Bormio (I) her und die Forcola di Livigno, ein Pass, der von der anderen Seite vom Berninapass zum Olympiaort führt. Allerdings ist diese Zufahrt im Winter geschlossen. Um den Pass zu öffnen, bräuchte es Millioneninvestitionen. Diese lohnen sich nicht, hiess es vom Kanton Graubünden vor Monaten. Das bedeutet: Viele Gäste werden über die Schweiz nach Livigno reisen.

Park-and-Ride-Angebot in Graubünden?

Kantonsingenieur Reto Knuchel, der für das Verkehrskonzept während der Olympischen Spiele mitverantwortlich ist, bereitet der Mehrverkehr durch die Spiele bereits jetzt Sorgen: «Im Schnitt wird es pro Veranstaltungstag 10'000 Personen geben. Wir schätzen, dass 20 bis 30 Prozent über die Schweiz anreisen werden.»

Skifahrer beim Sprung über Livigno-Wettkampfgelände.
Legende: Im März 2025 fanden in Livigno bereits Aerials-Wettbewerbe statt. Als Testevent für die Olympischen Spiele 2026, wenn hier wieder Skifahrerinnen und Snowboarder durch die Lüfte fliegen sollen. Keystone/AP/Antonio Calanni

Wenn 2000 bis 3000 Personen durch einen einspurigen Tunnel fahren, der mit einem Ampelsystem gesteuert wird, führt das zu Stau. Deshalb müsse man auf den öffentlichen Verkehr setzen, sagt Reto Knuchel: «Es wird Park-and-Ride-Anlagen geben im Norden und Süden des Ofenpasses.» Sprich: Im Münstertal und in Zernez gibt es Parkplätze, von wo aus Busse die Gäste nach Livigno bringen.

«Es wird eng»

Im Moment ist noch unklar, ob die Sportfans überhaupt mit dem eigenen Auto nach Livigno reisen dürfen oder ob der Umstieg auf die Busse obligatorisch wird. So oder so, es werde eng, sagt Knuchel: «Man muss berücksichtigen: Es wird so mancher Bus oder manches Postauto durch den Tunnel Munt la Schera fahren. Und der Munt la Schera ist von der Kapazität her beschränkt.»

Alle Details sind noch nicht geklärt. In den nächsten Monaten will der Kanton sein Konzept für den Olympia-Verkehr abschliessen. Damit alles bereit ist, wenn im Februar 2026 Tausende Fans des Freestyle-Sports nach Livigno wollen. Ob durch den Tunnel Munt la Schera – oder nicht.

Livigno: das italienische Samnaun

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Historisches Gebäude mit Balkonen und Duty-Free-Shop.
Legende: Ein Duty-Free-Shop in Livigno. Keystone/AP/Antonio Calanni

In Livigno spielte früher Schmuggel eine grosse Rolle. Noch heute zeugen lokale Bezeichnungen davon. Dies ist auf eine Entscheidung von Napoleon zurückzuführen, der Livigno aufgrund der Lage zur zollfreien Zone erklärte.

Ähnlich wie Samnaun GR ist Livigno heute ein Zollfreigebiet, das während der Ferienzeit und an Samstagen viele Einkaufstouristinnen und -touristen ins Dorf lockt. Dabei kann von niedrigen Preisen bei den zollfreien Artikeln profitiert werden. Das betrifft vor allem Alkohol, Zigaretten, Benzin oder Parfüms.

Regionaljournal Graubünden, 21.3.2025, 17:30 Uhr ; 

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