Bis zum Jahr 2050 geht der Blick der Experten des Bundesamts für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Auch wenn in der Schweiz in 30 Jahren über 10 Millionen Menschen leben, nimmt der Personenverkehr auf Strasse und Schiene weniger stark zu. Er wächst bis 2050 lediglich um elf Prozent, obwohl die Bevölkerungszahl in dieser Zeit um 21 Prozent ansteigt. Ein Grund dafür ist das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung. So gibt es weniger Erwerbstätige und damit auch weniger Berufsverkehr.
Die angestrebte Siedlungsentwicklung führt zu kürzeren Wegen.
Für Ulrich Seewer vom Bundesamt für Raumentwicklung zeigt das, «dass raumplanerische Massnahmen wirken, dass die angestrebte Siedlungsentwicklung zu kürzeren Wegen und damit zu mehr Fuss- und Veloverkehr und öffentlichem Verkehr führt.»
Homeoffice soll bleiben
Gerade das verdichtete Bauen in Städten und Agglomerationen führt dazu, dass diese Gebiete gut erschlossen sind und die Bewohner in der Nähe einkaufen können. Wir bewegen uns also weniger zur Arbeit und zum Einkaufen als heute, dafür sind wir in der Freizeit mehr unterwegs.
Auch die Digitalisierung erspart uns viele Wege, Onlineshopping ist weiterhin beliebt, das führt jedoch zu mehr Lieferwagen auf den Strassen. Zudem bleibe das Homeoffice attraktiv, betont Andreas Justen, Projektleiter dieser neusten Verkehrsperspektiven: «Den Ergebnissen liegt zugrunde, dass wir sagen, von den Homeoffice-fähigen Arbeiten 2050 wird die Hälfte zu Hause erbracht.»
Der unerwünschte Ausweichverkehr wird das lokale Strassennetz weiterhin belasten.
Im Zukunftsszenario gibt es einen Boom der automatisierten Fahrzeuge. Sie nehmen ab 2035/40 immer stärker zu. Der Anteil jener Autos und Nutzfahrzeuge, die selbst fahren oder dem Fahrer beim Bremsen und Tempohalten helfen, liegt demnach 2050 bei einem Drittel.
In 30 Jahren dürfte zudem fast jedes zweite Auto elektrisch angetrieben sein. Auch der «on demand»-Verkehr ist dann ein Trend, sogenannte Rufbusse, die uns ans Ziel fahren. Ein eigenes Auto zu haben wird ab etwa 2035 teurer im Vergleich zum öffentlichen Verkehr. Deshalb dürften wir in Zukunft wieder kleinere Autos kaufen.
Engpässe verschwinden nicht
Das Autofahren bleibt aber die populärste Fortbewegungsart. Erwin Wieland vom Bundesamt für Strassen: «Das heisst, dass die zurzeit bestehenden Probleme und Engpässe nicht einfach verschwinden werden. Sie bleiben bestehen, werden punktuell sogar grösser und der unerwünschte Ausweichverkehr wird das lokale Strassennetz weiterhin belasten.»
Dennoch profitiert gerade der ÖV vom schwächeren Wachstum des Autoverkehrs. Die Passagierzahlen im ÖV steigen bis 2050 durchgehend an. GA, Halbtax- und Verbund-Abonnemente werden stärker verbreitet sein. Auch das Velo wird mehr hervorgeholt, kurz: Wenn wir uns bewegen, machen wir das vermehrt in Zug oder Bus, mit dem Velo und zu Fuss.
Der Güterverkehr legt ebenfalls zu, um 31 Prozent. Und er wird weiterwachsen, weil Bevölkerung und Wirtschaft zunehmen und so mehr Waren und Güter verbraucht werden. Ganz generell sind Waren in Zukunft vermehrt auf der Schiene unterwegs.