Die Region um Baden und Wettingen wächst stark, auch dank der Nähe zu Zürich. Das bringt mehr Einwohnende, aber auch mehr Verkehr. Stau, lange Wartezeiten im Bus, verstopfte Badener Innenstadt sind mögliche Folgen. Wie sollen diese Probleme gelöst werden? Dazu laufen im Kanton Aargau Mobilitätskonferenzen, die nicht nur Behördenvertreter miteinbeziehen. Auch die Jungen reden mit.
Bis 2040 leben rund 30 Prozent mehr Menschen im Ostaargau, das zeigen die Schätzungen des Kantons. Das Wachstum soll die Strassen nicht überlasten, die Region soll auch als Wohnraum attraktiv bleiben. Kein einfacher Spagat.
Autos raus aus der Stadt?
Eine erste Klasse der Kantonsschule Wettingen hat im Unterrichts darüber nachgedacht, wie ihre Stadt der Zukunft aussehen soll. «Wir möchten sicher keine Autos mehr, mehr ÖV, und mehr Velos», sagt eine Schülerin. Ein Kollege von ihr ergänzt: «Wir wollen in unserer Stadt der Zukunft keine Autos, nur um die Stadt herum.» Man könne zwar noch mit dem Auto in die Stadt, aber es werde nicht unterstützt.
Wir möchten einen Wechsel sehen.
Die Kantischüler mussten ihre Ideen in Videos an der zweiten Aargauer Mobilitätskonferenz präsentieren. Nicht nur bessere Busverbindungen aufs Land, auch grünere Innenstädte wünschen sich die Jungen aus Wettingen. «Es sind auch futuristische oder kontroverse Ideen. Wir möchten einen Wechsel sehen», meinte ein Schüler gegenüber SRF.
Die Denkanstösse der Jugendlichen gingen vom «Drive on Demand» über eine Schwebebahn oder eine U-Bahn in Baden, eine urbane Seilbahn nach dem Vorbild Berlins bis zur Velostadt Kopenhagen als nachzuahmendes Beispiel. Die Zuständigen des Kantons Aargau fanden die Ideen der Jungen «kreativ und innovativ».
Die jungen Leute waren sich bei der Vorbereitung der Konferenz nicht immer einig. Nicht alle wollten Autos aus den Städten verbannen, andere könnten sich auch vorstellen, dass nur umweltfreundliche Fahrzeuge in die Zentren fahren dürften.
Grosse Erwartungen der Jungen
Die Jungen erhoffen sich viel vom Mitmachprozess: «Wir haben grosse Erwartungen, dass der Kanton, wenn er uns schon einlädt, unsere Ideen anhört und einfachere Vorschläge wirklich auch umsetzt», sagt zum Beispiel Kantischüler Elia.
Die Jungen hätten ganz andere Ideen, was Veloverkehr oder reduzierten Autoverkehr betrifft, erklärt Reto Tschumper, Lehrer der Wettinger Kantonsschulklasse. Der Kanton wiederum profitiere von einem Perspektivenwechsel.
Es ist dringend, dass wir den Jungen Gehör verschaffen.
Der Kanton sei gewillt, den Jungen zuzuhören: «Wir planen mit dem Gesamtverkehrskonzept Ostaargau für 2040. Wir müssen jetzt den Jugendlichen in einen Dialog treten», sagt Carlo Degelo, Leiter der Abteilung Verkehr beim Kanton Aargau. «Wir nehmen die Jugendlichen sehr ernst. Es ist dringend, dass wir den Jungen Gehör verschaffen.» Mit dem Wunsch nach mehr Fuss- und Veloverkehr in den Innenstädten seien Kantonsfachleute mit den Jungen einverstanden, glaubt Carlo Degelo vom Kanton.
«Die Jugendlichen haben ein Anrecht auf einen intakten und attraktiven Lebensraum zum Wohnen, Arbeiten und um die Freizeit zu geniessen. Dazu gehört auch eine funktionierende Mobilität», sagte der zuständige Aargauer Regierungsrat Stephan Attiger an der zweiten Mobilitätskonferenz.
Bis 2025 organisiert der Kanton Aargau total fünf Mobilitätskonferenzen. Am Schluss soll ein Konzept entstehen, wie Autos, Busse, Velos und Menschen alle im wachsenden Ostaargau aneinander vorbeikommen können.