Corona-Quarantäne und Isolation werden ab sofort auf fünf Tage verkürzt. Damit soll angesichts der Omikron-Ansteckungswelle vor allem die Wirtschaft entlastet werden. Den Entscheid wird weitgehend positiv aufgenommen – auch von der Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI), wie deren Präsidentin, Franziska von Arx, ausführt.
SRF News: Wie stehen Sie zur Verkürzung von Quarantäne- und Isolationsdauer?
Franziska von Arx: Wir befürworten den Entscheid, weil damit wieder mehr Personal in der Patientenversorgung einsatzfähig ist. Das Personal ist müde und erschöpft – wir hoffen, dass wir bald ein Ende der Pandemie erleben.
Befürchten Sie nicht, dass die Zahl der Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen wieder zunehmen könnte?
Das ist schwierig vorauszusehen. Auch die Szenarien der Corona-Taskforce haben bekanntlich eine grosse Bandbreite.
Derzeit sind elf Prozent weniger Patienten auf den Intensivstationen als vor einer Woche. Ist die Politik mit der Quarantäne der Wirtschaft also zurecht etwas entgegengekommen?
Da über die Festtage weniger Operationen durchgeführt wurden, sind auch die aktuellen Belegungszahlen etwas «unsauber». Die Belegungszahlen sind daher nicht wirklich vollständig aussagekräftig – die Situation könnte sich auch wieder etwas anspannen.
Asymptomatische Menschen, die sich gesund fühlen, könnten sicher arbeiten.
Wäre es allenfalls sinnvoll, die Quarantäne nach Kontakt mit einer infizierten Person ganz abzuschaffen?
Das müsste man noch näher anschauen. Doch asymptomatische Menschen, die sich gesund fühlen, könnten wohl auch arbeiten.
Inwiefern hilft die Verkürzung der Quarantäne den Spitälern bei ihrer Personalplanung?
Das Personal kann früher wieder arbeiten, deshalb entlastet das die Situation. Manche Angestellte in Quarantäne haben auch ein schlechtes Gewissen, weil sie sich gesund fühlen, aber bislang nicht arbeiten durften.
Manche hatten ein schlechtes Gewissen, weil sie sich gesund fühlten, aber nicht arbeiten durften.
Wie schätzen Sie die Situation ein: Läuft es jetzt auf eine Durchseuchung der Gesellschaft hinaus?
Die Wahrscheinlichkeit ist wohl tatsächlich relativ hoch, dass alle in nächster Zeit irgendeinmal mit dem Virus in Kontakt kommen. Es ist auch eine Situation denkbar wie bei der Grippe – dass man sich regelmässig durch eine Impfung vor einer Infektion schützen kann.
Wie werden die nächsten Wochen für das Personal auf den Intensivstationen?
Wir machen keine Prophezeiungen – wir nehmen jeden Tag nach dem anderen. Das gehört bei der Intensivmedizin ein bisschen mit dazu. Wir haben bislang vier Pandemiewellen bewältigt und werden auch die nächste Welle bewältigen. Und wir hoffen bald auf Licht am Ende des Tunnels.
Das Gespräch führte Noëmi Ackermann.