- Die Schweiz muss grössere Anstrengungen unternehmen, um die Stromversorgung längerfristig zu sichern. Zu diesem Schluss kommt die Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom) in ihrem Jahresbericht.
- Die bisherigen Massnahmen seien mit Blick auf die Ausserbetriebnahme von Kernkraftwerken nicht ausreichend.
- Die ElCom erinnert zugleich an politische Risiken, nachdem der Abschluss eines Stromabkommens mit der EU in weite Ferne gerückt sei.
Die Kommission begrüsst an einer Medienkonferenz die Pläne des Bundesrates zum Ausbau der Speicherwasserkraft um rund zwei Terawattstunden (TWh), um die heutige Selbstversorgungsfähigkeit zu erhalten – ebenso wie die erhöhten Zielwerte bei den erneuerbaren Energien. Ein beschleunigter Ausbau sei aber dringend notwendig.
Hoher Importbedarf im Winter
«Allerdings scheinen der ElCom die geplanten Massnahmen als nicht ausreichend», so die Kommission weiter. So steige der Importbedarf im Winterhalbjahr nach der Ausserbetriebnahme der Kernkraftwerke gemäss Energieperspektiven über längere Zeit auf weit über 10 TWh an.
Mit Verweis auf einen am Mittwoch veröffentlichten Bericht gibt die Kommission zu bedenken, dass die hohe Importabhängigkeit zu wesentlichen Risiken während langer Zeit führe, zumal die Exportfähigkeit der Nachbarländer durch die Reduktion beziehungsweise den Ausstieg aus Kern- und Kohleenergie verringert werde.
Politische Unsicherheiten
Gleichzeitig steige die Abhängigkeit von politischen Entscheidungen im Ausland, sei dies von EU-Gremien oder von Regulatoren. Der Abschluss eines Stromabkommens sei in weite Ferne gerückt, was die politischen Risiken weiter erhöhe.
Angesichts der enormen Bedeutung einer sicheren Stromversorgung bedeutet es ein beträchtliches Risiko, das System über Jahre am Limit zu betreiben.
«Angesichts der enormen Bedeutung einer sicheren Stromversorgung bedeutet es ein beträchtliches Risiko, das System über Jahre am Limit zu betreiben», schreibt die ElCom. Aufgrund dieser Überlegungen empfiehlt sie, dass in der Schweiz mindestens so viel Winterproduktion bereitgestellt wird, dass im Winterhalbjahr nicht mehr als 10 TWh importiert werden müssen.»
ElCom-Präsident: Kein Grund zu Alarmismus, aber…
ElCom-Präsident Werner Luginbühl betonte im «Tagesgespräch» von SRF, dass zwar kein Grund zum Alarmismus bestehe. Die Schweizer Stromversorgung sei eine der besten der Welt und für die nächsten Jahre gesichert: «Kurzfristig ist keine Gefährdung der Versorgungssicherheit zu erwarten.»
Mit der Ausserbetriebnahme der AKW und den Unabwägbarkeiten beim Stromabkommen mangels Rahmenabkommen bestünden aber Bedenken, ob die Importe immer mit der nötigen Sicherheit sichergestellt werden könnten, so Luginbühl. Es gebe Anzeichen, dass es bereits vor Ausserbetriebnahme der AKW zu Engpässen kommen könnte.
Lieber rechtzeitig anfangen
Der frühere Berner BDP-Ständerat und Regierungsrat sieht die heutigen Äusserungen als Warnruf an die Politik, auch wenn die bisherigen Zielvorgaben für die jeweiligen Jahre erreicht worden seien. «In Zukunft werden wir aber viel mehr zubauen müssen, und da sind wir unsicher, ob wir die Ziele erreichen werden können», sagt der ElCom-Präsident. Denn der Zubau brauche enorm viel Zeit, wobei die Solaranlagen noch am wenigsten zeitaufwändig seien.