Die Stadt Zürich sucht schon länger nach Möglichkeiten, um das Stadtklima zu verbessern – unter anderem auch mit Pflanzen an Hauswänden. Seit Anfang Jahr unterstützt die Stadt Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, die ihre Fassade begrünen wollen, mit einem Förderbeitrag. Ausserdem bieten Fachleute kostenlose Beratungen für Interessierte an.
Zu Besuch vor Ort in Zürich Oerlikon
Zwei Mitarbeiter der Zürcher Kreativagentur «Aroma» tun genau dies: Sie interessieren sich für eine Fassadenbegrünung des Bürogebäudes, in dem sie eingemietet sind.
Am Tisch im Sitzungszimmer in Zürich Oerlikon sitzen Roger Wiedemeier und Reto Haupt von «Aroma» und Michael Hagenauer und Marc Werlen von «Grün Stadt Zürich».
Die Beratung dauert zirka eine halbe Stunde – im Fokus steht eine Kosten-Nutzen-Abwägung. Schliesslich müssen Wiedemeir und Haupt ihren Chef und den Hauseigentümer von dieser Idee überzeugen. Die beiden «Aroma»-Mitarbeiter erhoffen sich durch eine allfällige Fassadenbegrünung eine Verbesserung des Klimas – sowohl im Büro als auch in der Stadt. Die firmeneigene Begrünung soll also einen minimalen Beitrag zu einem besseren Stadtklima leisten. Zum einen soll an heissen Sommertagen nicht mehr der Schweiss den Nacken runterlaufen, sagt Roger Wiedemeier, «andererseits soll es dem Aufheizen des städtischen Klimas entgegenwirken».
Das Beratungsgespräch deckt alle relevanten Auskünfte ab, vom Baugesuch über die Auswahl der Pflanzen bis zur Bewässerung. Was dieses Projekt konkret kosten würde, kann man noch nicht sagen – zu unklar sind die Parameter: die Grösse der Pflanzen, das System und folglich Instandhaltung und Pflege. Michael Hagenauer von «Grün Stadt Zürich» unterstreicht die Vorteile einer grüneren Bürowand: Eine Fassadenbegrünung kühle und befeuchte nicht nur die Umgebungsluft, vielmehr schütze sie die Fassade auch vor Sonneneinstrahlung und Witterung.
Hitzesommer erhöht Nachfrage nach Beratungen
Da die Stadt Zürich Fassadenbegrünungen auf dem Stadtgebiet ausweiten will, hat sie ein entsprechendes Förderprogramm lanciert, das seit Anfang Jahr läuft. Wenn die Bedingungen erfüllt sind, beteiligt sich die Stadt mit maximal der Hälfte der Kosten – wobei der Maximalbetrag 30'000 Franken betrage, sagt Michael Hagenauer.
Obwohl das Förderprogramm gut gestartet sei, gebe es noch Luft nach oben. «Wir haben gemerkt, dass durch den Hitzesommer das Interesse stark angestiegen ist», sagt Hagenauer. Im Moment seien rund 16 Anträge hängig – insgesamt habe «Grün Stadt Zürich» bereits 40 Beratungen durchgeführt, das eine oder andere Projekt habe auch zu einem Antrag geführt. Unter dem Strich resultieren fünf gebaute Anlagen.
Nach dem Beratungsgespräch im Sitzungszimmer wird der Balkon des Bürogebäudes inspiziert und überprüft, welches System der Vertikalbegrünung sich hier anbieten würde. Da die Firma «Aroma» auf ihren Balkonen bereits viele Blumen- und Pflanzentöpfe stehen hat – Stichwort: Urban Gardening – sei der Weg hier schon geebnet, sagt Michael Hagenauer. Abgesehen von bautechnischen Abklärungen stehe dem Projekt hier nach dieser Beratung nicht mehr viel im Weg.
Ob es bei der Agentur «Aroma» tatsächlich bald eine grüne Fassade gibt, ist noch unklar. Der erste Schritt ist auf jeden Fall gemacht.