- Der Kanton Aargau will Flüchtlingsfamilien neu auch unterirdisch unterbringen.
- Sie sollen in der Geschützten Operationsstelle (GOPS) Muri wohnen.
- Eine solche Unterbringung von Familien war lange ein Tabu, sie sei jetzt aber nötig, heisst es seitens des Kantons.
- Das sei eine Notlösung und soll nur so lange wie nötig dauern.
Die Zuweisungszahlen des Bundes an die Kantone seien hoch und die kantonalen Flüchtlingsunterkünfte im Aargau nahezu erschöpft, schreibt der Kanton. Auch in den Gemeinden würden Plätze fehlen. Die Situation sei angespannt. Die unterirdische Unterbringung von Familien sei ein Novum und suboptimal.
«Im Frühling noch waren die Flüchtlingszahlen etwas rückläufig. Nun haben wir viele Zuweisungen erhalten, Personen aus der Ukraine, viele Familien, Familiennachzüge und viele unbegleitete Minderjährige», sagt Pia Maria Brugger, Leiterin des kantonalen Sozialdienstes im Aargau.
Massenschlag für Familien
Bisher wohnten in der Geschützten Operationsstelle Muri nur männliche Flüchtlinge. Neu sollen hier nur noch Familien wohnen. Diese unterirdische Unterkunft eigne sich am besten dafür. Die Qualität der Anlage sei gut, aber es werde vorkommen, dass Familien im Massenschlag schlafen, weiss Pia Maria Brugger.
Die schulpflichtigen Kinder werden jeweils von Muri per Shuttlebus nach Aarau gefahren, für den dortigen Einschulungskurs. Jugendliche Flüchtlinge müssen mit dem öffentlichen Verkehr nach Aarau reisen.
Die meisten Familien sollen dann rasch in den Gemeinden untergebracht werden.
Im Idealfall könnten die Familien rasch in die Zuständigkeiten der Gemeinden übergeben werden und die Betten im Untergrund wieder verlassen, sagt Pia Maria Brugger vom Kanton Aargau weiter. Die Frage sei aber, ob die Gemeinden Plätze finden. Ideal seien Wohnungen für Flüchtlingsfamilien, aber der Wohnungsmarkt in der Schweiz sei angespannt.
Andere, vor allem männliche Flüchtlinge, werden wie bisher im Schutzraum Birmenstorf und neu in der Geschützten Operationsstelle Aarau untergebracht. Ab Oktober wird diese eröffnet. Sie hat 150 Plätze und befindet sich auf dem Gelände des Kantonsspitals Aarau. Die ganze Umorganisation werde ein paar Wochen dauern, heisst es im Aargau. Dann sollen die ersten Familien in Muri einziehen.
Wie machen es andere Kantone?
Stellt sich die Frage, warum das in anderen Kantonen nicht nötig ist? Die Situation sei auch anderswo angespannt, sagt Pia Maria Brugger vom Aargauer Sozialdienst. Andere Kantone hätten einfach die Aufnahmepflichten der Gemeinden erhöht, Zürich oder Bern zum Beispiel. Der Aargau habe am Verteil-Mechanismus nichts geändert.
Falls es von Menschenrechtsorganisationen oder Parteien Widerstand geben würde, werde man die Situation und Notlösung erklären. «Für den Moment kann der Kanton diese Unterbringung verantworten», sagt Pia Maria Brugger weiter und hofft, dass sie nicht allzu lange nötig sein wird.