Rätoromanisch kann neuerdings maschinell übersetzt werden. Was schon lange für Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch möglich war, erledigt künstliche Intelligenz neu auch für die vierte Landessprache. Das Rätoromanische Radio und Fernsehen RTR hat dafür zusammen mit dem Unternehmen Textshuttle, einem Ableger der Universität Zürich, eine künstliche Intelligenz geschaffen, heisst es in einer Mitteilung.
Die automatisierte Übersetzung könne einzelne Wörter, ganze Texte oder Word-Dokumente übersetzen. Der Übersetzer funktioniere ähnlich wie Übersetzungsprogramme im Internet. Und es soll bei RTR die redaktionelle Arbeit erleichtern.
Für uns ist der Übersetzer ein Meilenstein.
«Für uns ist das absolut ein Meilenstein», sagt RTR-Direktor Nicolas Pernet gegenüber dem «Regionaljournal Graubünden». Mit diesem Tool können die Redaktionen jetzt in der gleichen Zeit sehr viel mehr Text der Agenturen übersetzen. Durch diese Technologie könnten die rätoromanischen Sendungen vermehrt untertitelt und auf unterschiedlichen Plattformen einem breiteren Publikum zur Verfügung gestellt werden, sagt Nicolas Pernet weiter.
Öffentlicher Onlinedienst
Das System übersetzt aus der Einheitssprache Rumantsch Grischun in die anderen drei Landessprachen und in Englisch. Möglicherweise werden in Zukunft auch einzelne rätoromanische Idiome übersetzt.
«Privatpersonen haben natürlich ein Interesse an dieser neuen Technolgie und auch ein Bedürfnis», sagt Nicolas Pernet. Darum sei das Ziel, diesen Übersetzer der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Es sei also angedacht, dass der Übersetzer in Zukunft als Onlinedienst für die gesamte Bevölkerung angeboten werde, um ihr den Zugang zur rätoromanischen Sprache zu ermöglichen.
Bis Ende Juli kann der Übersetzer ausprobiert werden. Bis der Service unbeschränkt verfügbar ist, dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen.
Finanzierung
Gespräche über eine langfristige Finanzierung einer solchen Plattform würden bereits laufen – mit Bund, Kanton und der Lia Rumantscha, sagt Pernet weiter. Von der Finanzierung hänge auch ab, ob die Dienstleistung kostenlos zur Verfügung gestellt werden könne.
Ein Knackpunkt sind laut RTR-Kommunikationschefin Tamara Deflorin die Idiome, welche für die Bevölkerung von zentraler Bedeutung seien. Um deren automatische Übersetzung zu ermöglichen, braucht es sehr viel Textmaterial, aus dem das System die Besonderheiten der Idiome lernt. Dieses müse aber erst noch zusammengetragen und aufbereitet werden.