Platte auflegen, Nadel platzieren und dann ein wohliges Knistern bevor die Musik beginnt. Musikhören ab Vinylplatten ist wieder im Trend. Seit 2004 wurden allerdings keine Platten mehr in der Schweiz produziert, Schweizer Künstlerinnen und Künstler mussten ihre Vinylplatten im Ausland herstellen lassen.
Geändert hat sich dies erst in dieser Woche: Für mehrere 100'000 Franken kaufte das Unternehmen Adon aus Neuenhof im Aargau ein Presswerk und stellt Vinylplatten her. Erster Kunde war Philipp Fankhauser. «Vinyl lässt eine gewisse Wärme, eine Tiefe, eine Räumlichkeit zu, die ich im Digitalen sehr vermisse», schwärmt der Blues-Musiker.
So wie Fankhauser geht es offenbar immer mehr Musikhörerinnen und -hörern. Die Verkaufszahlen für Vinylplatten stiegen in der Schweiz in den letzten Jahren kontinuierlich an, auch wenn sie natürlich noch lange nicht auf dem Niveau der 1980er-Jahre sind.
Das Problem für Schweizer Musikerinnen und Musiker war bisher allerdings, dass sie ihre Vinylplatten im Ausland produzieren lassen mussten. Und diese Presswerke sind auf lange Zeit hin ausgebucht, sodass mit Lieferfristen von bis zu einem Jahr gerechnet werden muss. Für Musikerinnen und Musiker ein Problem, schliesslich soll ein Album zeitnah auf verschiedenen Tonträgern erscheinen und nicht zunächst digital und erst ein Jahr später als Vinylplatte.
Der Entscheid zum Betrieb eines eigenen Presswerks sei deshalb nicht aus nostalgischen Gefühlen erfolgt, sondern aus rein kommerziellen Überlegungen, betont Andreas Krüsi, Geschäftsführer von Adon. «Aktuell ist die weltweite Nachfrage zwei bis drei Mal so hoch wie die Kapazität», sagt Krüsi.
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Bild 1 von 4. Aus diesem Kunststoff-Granulat (PVC) entstehen Vinylplatten. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 4. Das Granulat wird erhitzt und zu einem sogenannten Puck geformt. Daraus presst die Maschine die Platte. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 4. Dazu wird die Masse zwischen zwei Matrizen, also Negative, gelegt und gepresst. Dabei wird auch gleich das Label in der Mitte der LP platziert. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 4. Als letzter Schritt wird die überschüssige Masse vom Rand der Platte abgetrennt. Dieses Material wird danach wiederum eingeschmolzen und wiederverwendet. Bildquelle: SRF.
Im Gegensatz zur Konkurrenz, die vor allem auf grosse Stückzahlen setzt, presst Adon auch kleinere Stückzahlen, wenige hundert. So erhofft sich das Unternehmen auch Aufträge von Künstlerinnen und Künstler aus dem nahen Ausland, die in den Grosspresswerken nicht bedient werden.
Die Maschine, die nun in Neuenhof steht, kann bis zu tausend Platten pro Arbeitstag herstellen. Allerdings braucht die Maschine auch immer wieder Feinjustierungen. Und wenn nur wenige Platten eines Albums gepresst werden, dann müssen beispielsweise Matrizen getauscht werden, was die Kapazität der Maschine natürlich verringert. Nichtsdestotrotz soll das Presswerk die Wartezeit gerade für Schweizer Musikerinnen und Musiker verkürzen.