«Das ist das Chalet», sagt Adrian Steiner, Leiter der Berner Nutztierklinik, und zeigt auf einen länglichen, einstöckigen Bau. Es ist die Holzverkleidung an der Fassade, die dem Bau zum Namen verholfen hat – abgesehen vom Holz hat das Gebäude nichts gemein mit einem gemütlichen und rustikalen Haus in den Bergen.
Keine Schleusen, kaputte Wände
Im «Chalet» sind Isolationsboxen: Hier können zum Beispiel Kühe getrennt voneinander gehalten werden, damit sich Krankheitserreger wie Bakterien und Viren nicht auf andere Tiere übertragen. Das Problem: Das Gebäude ist derart veraltet, dass die Isolation nicht sicher ist.
«Es hat beispielsweise nicht einmal Schleusen, wo ich mich als Tierarzt umziehen kann», so Adrian Steiner. Er müsse sich jeweils auf dem Parkplatz umziehen. «Eine Schleuse wäre aber wichtig, damit keine Erreger verschleppt werden.»
Ein weiterer Punkt: die Innenwände der Boxen. Kann ein Tier wieder aus der Isolationsbox heraus, kommen Hochdruckreiniger und Desinfektionsmittel zum Einsatz. «Die Spezialversiegelung ist aber an mehreren Stellen kaputt. Das heisst, wir können nicht garantieren, dass die Boxen nach bestem Wissen und Gewissen desinfiziert sind», so Steiner. Heisst: Keine Garantie, dass wirklich alle Krankheitserreger getilgt sind.
Ausbruch einer Rinderseuche im 2021
Das «Chalet» ist nur ein Beispiel dafür, dass die Sicherheitsstandards am Berner Tierspital nicht mehr genügen. Die Berner Kantonsregierung schreibt von einem «erheblichen Biosicherheitsrisiko» und verweist auf «verschiedene Seuchenereignisse».
2021 war ein solches Ereignis. Das Resultat: In einem Betrieb brach eine gefährliche Rinderseuche aus. «Zum Glück war nur ein Betrieb betroffen und nicht mehrere», sagt Adrian Steiner. «Solch ein Ereignis ist schlecht für unsere Reputation.»
Schlecht sei auch, dass die Klinik immer wieder aus Sicherheitsgründen für ein bis zwei Wochen geschlossen werden müsse. «Damit wollen wir verhindern, dass sich eine Infektionskrankheit überträgt. Das Problem ist nur, in dieser Zeit können wir die Studierenden nicht ausbilden und so betreuen, wie wir sollten.»
Berner Politik reagiert
Die Mängel und Probleme in der Berner Tierklinik sind schon länger bekannt. «Wir sind schon seit über fünf Jahren dran, die Situation zu ändern und uns einzubringen.»
Nun hat auch die Berner Kantonspolitik reagiert: Der Grosse Rat hat in seiner aktuellen Session einen Kredit für 18 Millionen Franken gesprochen – einstimmig. «Damit können wir endlich mehr Sicherheit bieten, den Tieren, aber auch den Mitarbeitenden», ist Adrian Steiner erleichtert. «Ich kann nun wieder besser schlafen.»