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Virus im Gemüseregal Wie gefährlich ist Einkaufen in Coronazeiten wirklich?

Coronaviren können auf Oberflächen mehrere Tage ansteckend bleiben – im Labor. Wie sieht es aber in der realen Welt aus?

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Aus dem Archiv: Österreich setzt auf Masken beim Einkaufen
Aus 10 vor 10 vom 01.04.2020.
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Der deutsche Virologe Hendrik Streeck erklärt in verschiedenen Interviews, dass gewisse Ängste im Corona-Ausnahmezustand unbegründet sind. So seien Coronavirus-Ansteckungen beim Einkaufen oder beim Coiffeur bisher nicht bekannt. Die folgenschweren Infektionen seien auf Partys oder bei grossen Fussballspielen passiert. Also doch keine Schmierinfektionen beim Coronavirus? SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis erklärt die Infektionswege.

Daniel Theis

SRF-Wissenschaftsredaktor

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Daniel Theis ist promovierter Atmosphärenchemiker und Mikrobiologe. Seine Spezialgebiete sind Energiethemen, Mobilität und technische Entwicklungen. Er arbeitet seit 2013 in der SRF-Wissenschaftsredaktion.

SRF News: Gibt es wirklich fast keine Corona-Ansteckungen über Oberflächen? Stimmt das?

Daniel Theis: Man muss tatsächlich unterscheiden zwischen Laborstudien und dem realen Türgriff und Liftknopf. Aus dem Labor wissen wir, dass die Coronaviren je nach Material auch nach 24-72 Stunden noch infektiös sind auf einer Oberfläche. Die Frage ist aber: Sind sie auch tatsächlich dort?

Bei Türgriffen etwa braucht es Menschen, die sich vorher an die (Schnuder-)Nase gefasst oder in die Hand geniest oder gehustet haben. Wenn also jemand kontaminierte Hände hat und dann eine Oberfläche anfasst, können die Viren auf den Türgriff, den Haltegriff, das Treppengeländer gelangen. Und dort kann ich sie wiederum mit meiner eigenen Hand abholen. Wenn ich mir anschliessend ins Gesicht fasse, sind sie bei mir. Das heisst aber noch nicht unbedingt, dass ich dann krank werde. Es kommt immer auch auf die Menge der Viren und auf meine Verfassung an.

Die Infektion über Oberflächen ist also möglich?

Ja. Wenn man aber davon ausgeht, dass sich die Menschen heute ganz anders verhalten als noch im Januar, dass also niemand mehr in die eigene Hand hustet und sich alle oft die Hände waschen, dann sinkt die Gefahr, sich über eine Oberfläche anzustecken tatsächlich deutlich. Es hängt also davon ab, ob wir alle saubere Hände haben.

Aber wenn jemand, vielleicht auch aus Versehen, beim Einkaufen ins Regal mit dem offenen Gemüse niest?

Das ist tatsächlich etwas, was niemand von uns heute noch sehen will. Tut dies eine infizierte Person, landen so Viren auf dem Gemüse, die dann unterschiedlich lange aktiv bleiben können. Wenn ich das dann anfasse, habe ich die Viren an meinen Händen. Dort tun sie mir aber noch gar nichts. Das Problem beginnt erst dann, wenn ich mir ins Gesicht fasse: an Nase, Augen oder Mund. Wenn man sich also abtrainieren kann, ins Gesicht zu fassen, hilft man damit sich selbst und auch anderen.

Das heisst also, beim Einkaufen kann ich mich tatsächlich kaum anstecken?

Unter der Voraussetzung, dass sich alle an die Corona-Regeln halten, kann ich mich tatsächlich ziemlich sicher fühlen. Aber davon auszugehen, dass wirklich alle mitmachen, ist vermutlich illusorisch. Und es hängt auch stark davon ab, wie sicher sich das Personal im entsprechenden Laden verhält. Ich habe auch schon Personal gesehen, das zwar Handschuhe trägt beim Auffüllen der Regale, dann aber beim Husten trotzdem die Hand vor den Mund hält. Es ist für uns alle schwierig, sich da umzugewöhnen.

Der Hauptansteckungsweg von Corona bleibt also über die Luft?

Ja, davon gehen die Infektiologen im Moment aus. Oberflächen gelten übrigens auch bei der saisonalen Grippe nicht als der Hauptübertragungsweg, das zeigen diverse Studien. Die Ausnahme bilden dort Kinder, die alles anfassen. Neben der Luft ist aber Körperkontakt prinzipiell ein wichtiger Übertragungsweg, Küsschen und vor allem Händeschütteln. Die Distanzregel von zwei Metern schützt uns da – und damit wird momentan auch gleichzeitig die Ansteckung über die Luft deutlich abgebremst.

Das Gespräch führte Benedikt Widmer.

10vor10, 1.4.2020, 21:50 Uhr ; 

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