Eine neue Volksinitiative mit dem Titel «Safer Phone» verlangt: In unser Zuhause, ins Büro und generell in Innenräume soll das Internet über Glasfaser, also über Kabel, kommen – und nicht übers Handynetz.
Ob Mobilfunkstrahlung unserer Gesundheit schadet? Dazu gibt es keine glasklaren Forschungsergebnisse. SP-Nationalrätin und Mitinitiantin Martina Munz argumentiert mit dem Empfinden der Leute: «Mindestens zehn Prozent der Bevölkerung fühlt sich vom Elektrosmog belästigt. Diese Leute wollen wir nicht noch höheren Strahlen aussetzen.»
«Drinnen mit einer Strassenlaterne lesen»
Auch Grünen-Nationalrat Michael Töngi gehört zum Initiativ-Komitee. Immer mehr Leute würden zu Hause oder bei der Arbeit via Mobilfunknetz surfen oder Videos streamen, kritisiert er. Das sei absurd: «Das ist, wie wenn man drinnen mit der Strassenlaterne lesen würde. Dabei könnte man drinnen mit einer viel kleineren Leistung auch Licht machen und man hätte eine viel bessere Qualität.»
Kabel statt Handynetz – das sei nichts als logisch, «weil wir sonst immer mehr Antennen brauchen», so Töngi. Drahtloses WLAN in der Wohnung oder im Büro bleibe möglich, ergänzt Mitinitiantin Martina Munz: «Diese Strahlung ist viel schwächer, als wenn sie Mauern durchdringen muss.»
WLAN, auch Wi-Fi genannt, also tasten die Initiantinnen nicht an. Ihr politischer Gegenspieler, FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen, geht dennoch scharf ins Gericht mit ihnen: «Die Initianten gehen davon aus, dass man wie früher einen fest installierten PC hat und sich nur mit diesem im Internet bewegt. Vielleicht kann man dann noch seine eigenen Mobilfunkgeräte mit Wi-Fi verwenden. Der Bezug einer Mobilfunkantenne ausserhalb des Hauses würde garantiert nicht mehr funktionieren. Das wäre kaum im Interesse der Leute.»
Deckelung der Grenzwerte
SP-Nationalrätin Martina Munz kontert. Die Initiative verbiete niemandem das Handynetz. Sie fördere aber Kabelinternet in Innenräumen. Und sie lege fest: Die heutigen Grenzwerte für Handyantennen dürfen nicht erhöht werden.
Mit einer solchen Deckelung der Grenzwerte werde Streamen oder Surfen via Handynetz automatisch weniger attraktiv, sagt Munz: «Mit 5G wird es schon recht schwierig. Mit 6G wird es kaum mehr möglich sein, dass mit Grenzwerten im Haus drinnen noch Daten empfangen werden können.»
FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen erwidert, die Initiative behindere die Entwicklung schneller Netze. «Man muss aus den bestehenden Antennen das Maximum herausholen. Damit das eigene Mobilgerät, dass man ja nahe am Körper bedient, weniger Leistung geben muss. Das schützt uns am meisten. Denn 90 Prozent der Strahlen kommt vom eigenen Gerät, nicht von den Antennen.»
Initiant Michael Töngi widerspricht dem nicht, bleibt aber überzeugt: Ohne die Initiative steige die Strahlenbelastung: «Wir haben Mobilfunkanbieter, die die Grenzwerte ständig angreifen. Dagegen wehren wir uns mit dieser Initiative.»
Noch haben Mobilfunk-Kritiker keine Initiative zustande gebracht. Der nächste Versuch startet am Dienstag mit der Unterschriftensammlung für die «Safer Phone»-Initiative.