Das Zürcher Tierheim Strubeli platzt aus allen Nähten. Dies aber nicht etwa, weil Tierheime während der Sommerferien für gewöhnlich sowieso schon gut besetzt sind. In diesem Sommer kommen auffällig viele Leute in allerletzter Minute vorbei, um vor den Ferien noch schnell ihr Tier loszuwerden, wie Katja Holenstein, Leiterin des Tierheims, ausführt.
In den meisten Fällen würden Hunde abgegeben, sagt Holenstein. Und eine weitere Gemeinsamkeit hätten die nunmehr besitzerlosen Tiere: «Das sind alles Rassenhunde, die aus dem Ausland kommen. Sie sind während der Zeit des Homeoffice bestellt worden.» Die Leute würden erst jetzt feststellen, welche Verantwortung ein Tier darstelle.
Alter der Tiere korrespondiert mit Corona-Shutdown
«Wir merken, dass es definitiv sogenannte Corona-Anschaffungstiere sind, die nicht mehr gewollt sind», sagt Holenstein. Auch andere Tierheime hätten ihr von derselben Beobachtung berichtet. Basler und Berner Tierheime bestätigen auf Anfrage, dass diesen Sommer aussergewöhnlich viele Hundehalter ihre Tiere abgeben wollen.
Der Zusammenhang mit der Coronapandemie liegt nahe, denn das Alter der Tiere korrespondiert mit der Zeit des Corona-Shutdowns. Auch junge Katzen, die während des Shutdowns vom Bauernhof geholt wurden, landen nun vermehrt in den Tierheimen.
Hundeschulen waren während Pandemie geschlossen
Das grosse Problem seien dabei aber die Hunde, sagt Tierheim-Leiterin Holenstein. Ihnen fehle das nötige Training, was sich auf ihr Verhalten beim Kontakt mit anderen Hunden oder Menschen auswirkt: «Die Leute konnten nicht in die Hundeschule, weil die Schulungen wegen der Pandemie nicht stattfinden durften.»
Und später hätten Hundebesitzerinnen und -besitzer wohl nicht mehr in diese Kurse gehen wollen. Dass die abgegebenen Hunde schlecht sozialisiert sind, merke man sehr stark.
Derzeit warten 17 dieser Hunde in ihrem Tierheim auf eine neue Besitzerin oder einen neuen Besitzer. Doch die Zahl wird jetzt während der Ferien noch steigen. Schweizer Tierheime stehen in diesen Sommerferienwochen also vor einer grossen Herausforderung.