Patrick Barros Sousa ist ein Exot. Der Lehrer im Schulhaus Lachen in Chur ist einer der wenigen Männer, die auf Primarstufe unterrichten. Zuvor hat er auf dem Bau gearbeitet. «Vor ein paar Jahren, als ich mich entschieden habe, an die Pädagogische Hochschule Graubünden zu gehen, kamen Kommentare wie, «wow», «cool», «endlich wieder mal ein Mann». Doch vor allem hörte er Klischees, wie beispielsweise, dass Primarschülerinnen und -Schüler zu unterrichten doch ein Frauenjob sei.
Die Zahlen bestätigen das: Im Schuljahr 2022/2023 betrug der Frauenanteil auf den Primarstufen rund 86 Prozent. In den letzten Jahren hat sich der Lehrberuf aber stark verändert: Lehrerinnen werden immer mehr zu Managerinnen – weil sie mit der integrativen Schule ein Team von Fachpersonen, wie Heilpädagogen und andere Therapeutinnen, koordinieren müssen.
Führungskompetenzen als Anreiz für Männer
Führungsqualitäten sind also gefragt: Grund genug für den Lehrerverband, diese jetzt ins Berufsleitbild aufzunehmen. Das Ziel: Mehr Männer für den Lehrberuf zu gewinnen. «Das neue LCH-Berufsleitbild reflektiert, dass es heute innerhalb des Berufs neue Möglichkeiten gibt. Es gibt Laufbahnentwicklungsmöglichkeiten», sagt Beat Schwendimann, Leiter Pädagogik des Dachverbands LCH. Man könne sich spezialisieren oder erweiterte Führungsaufgaben übernehmen. «Und das ist hoffentlich auch für Männer attraktiv, um in diesen Beruf einzusteigen», sagt Schwendimann.
Pädagoginnen und Pädagogen als Manager? Für die Arbeitskollegin von Patrick Soussa, Sandra Locher Benguerel, ist das kein Widerspruch. Die ehemalige Nationalrätin sagt: «Es ist eine Erweiterung der Aufgabe, wie man sie früher traditionell verstanden hat, in dem jetzt noch viel mehr Kompetenzen gefordert werden.» Ihre Führungskompetenz werde stark gefordert. «Das kann sicher auch Leute in den Beruf locken, die genau so etwas suchen.»
Mit dem neuen Berufsleitbild will der Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer den Beruf aufwerten. Ein erneuter Schritt, den Lehrberuf auch für Quereinsteigerinnen und Männer attraktiver zu machen.