Auf den ersten Blick ist Bohdan Viunnyk ein normaler Fussballprofi: grossgewachsen, tätowiert, die Haare perfekt gestylt.
Aber der 20-jährige Ukrainer hat eine besondere Geschichte. Vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine in die Schweiz geflüchtet, kann er nun für ein Jahr in der ersten Mannschaft des FC Zürich spielen.
Fussball – seine grösste Leidenschaft
Seine Geburtsstadt Charkiw liegt im Nordosten der Ukraine, eine Industriestadt, die nach Kiew die zweitgrösste Stadt des Landes ist. Dort nimmt seine Fussballkarriere ihren Anfang, beim Stadtklub Metalist Charkiw.
Schon früh hat Bohdan Viunnyk nur etwas im Kopf: Fussball. Als Vierjähriger will er das erste Mal zum Training. Doch er wird abgelehnt – zu klein sei er noch. Ein Jahr später versucht er es gleich nochmals, doch sie wollen ihn wieder wegschicken. Sein erster Trainer aber setzt sich für ihn ein.
Bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr bleibt er in Charkiw. Dann wechselt er in die Hauptstadt Kiew. Von dort geht es zu einem anderen grossen ukrainischen Klub, zu Schachtar Donezk, wo er es bis in die erste Mannschaft schafft.
Um aber mehr Spielpraxis zu gewinnen, wechselt er im Sommer 2021 schliesslich leihweise zum FK Mariupol. Mariupol – auch das eine Stadt in der Ukraine, die vom Krieg gezeichnet ist.
Die aufreibende Flucht in die Schweiz
Als der russische Angriffskrieg Ende Februar 2022 beginnt, ist Viunnyk mit seinem Klub gerade im Trainingslager in der Türkei. Niemand habe gewusst, wie es weitergehe. Er habe sich grosse Sorgen um seine Familie in Charkiw gemacht. Sein Vater schickt ihm Videos von Panzern, die unter seinem Fenster vorbeifahren.
Für mich ist das, als ob es nicht real ist, als ob ich es träumen würde.
Er findet keine Worte dafür, dass so etwas im 21. Jahrhundert passieren kann, dass in diesem Krieg so viele Menschen – darunter auch Kinder – sterben. «Für mich ist das, als ob es nicht real ist, als ob ich es träumen würde», sagt Viunnyk.
In die Schweiz kommt er durch viele Zufälle, auf ein paar Umwegen, vor allem aber auch dank der Hilfe eines Youtubers, den er im Internet kennenlernt. Dank ihm und zwei Schweizern landet er beim FC Zürich. Später flüchtet auch seine Familie zu ihm in die Schweiz. Es ist eine Flucht vor einem Krieg, der mittlerweile über fünf Millionen Menschen vertrieben hat.
Obwohl es ihn ruhiger stimme, dass seine Familie nun auch hier sei, habe er immer noch viele Freunde in der Ukraine. Und natürlich mache es ihn traurig, wenn er an seine Heimat denke.
In der ersten Mannschaft des FCZ
Die Bekanntschaften, die ihm bei der Flucht in die Schweiz helfen, vermitteln auch den Kontakt zwischen ihm und dem FCZ. Nach diversen Abklärungen nimmt ihn der Stadtklub im Frühjahr dann direkt auf.
Zuerst für die zweite Mannschaft, diesen Sommer bietet ihm der FCZ dann für ein Jahr einen Vertrag in der ersten Mannschaft an. Die FCZ-Fans seien die besten der Schweiz, sagt Viunnyk. Angesprochen auf die sportliche Krise des Meisters antwortet er, er sei sicher, dass die Mannschaft den Weg zum Erfolg wieder finde.
Ob er sich nie überlegt habe, zurückzugehen und als Soldat seine Heimat zu verteidigen? Bohdan Viunnyk verneint, im Moment sei das kein Thema. Viele Leute würden das zwar nicht verstehen, sagt er. Er habe sich aber fürs Fussballspielen entschieden, weil er das am besten könne. Er glaube, dass er damit seinem Land am besten diene.