Die Hitzewelle hat die Schweiz fest im Griff: In der Nacht auf Sonntag gab es hierzulande verbreitet eine sogenannte Tropennacht. Und auch zu Beginn der kommenden Woche ist mit Temperaturen über 30 Grad zu rechnen. Wie geht der menschliche Körper damit um? Und lässt sich die Hitze bändigen? Expertin Martina Ragettli vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut sagt: Gewöhnung funktioniert – aber nur bis zu einem gewissen Grad.
SRF News: Kann sich der menschliche Körper der Hitze anpassen?
Martina Ragettli: Der menschliche Körper kann sich kurz- und langfristig an höhere Temperaturen anpassen. Eine langfristige Anpassung ist aber nur an höhere Durchschnittstemperaturen möglich, nicht an extreme Temperaturen. An Hitzewellen können wir uns nicht anpassen.
Wie gefährlich ist die Hitze?
Hohe Temperaturen können auf die Gesundheit verschiedene Auswirkungen haben. Krankheiten können sich verschlimmern, im schlimmsten Fall können sie auch zum Tod führen.
Mit Blick auf den Klimawandel und der zunehmenden Erderwärmung: Wird das in unseren Breitengraden auf unsere Kinder und Kindeskinder zutreffen?
Ab welcher Temperatur in der Bevölkerung die Sterblichkeit zunimmt, hängt stark von der Klimazone ab. Beispielsweise in Spanien ist die Bevölkerung an höhere Temperaturen besser gewöhnt als hier in der Schweiz.
Hitzewellen und einzelne Hitzetage werden immer ein Risiko für die Gesundheit bleiben.
Wenn es nun mit der Klimaerwärmung immer wärmer wird, ist zu erwarten, dass wir uns auch in der Schweiz an höhere Temperaturen anpassen. Aber eben: Hitzewellen und einzelne Hitzetage werden immer ein Risiko für die Gesundheit bleiben.
Wie können wir uns als Gesellschaft auf zunehmende Hitzetage vorbereiten?
Wir können verschiedene Massnahmen treffen, um die Auswirkungen auf die Gesundheit zu verringern. Wichtig ist: Es braucht einen Mix, ein Zusammenspiel von verschiedenen Massnahmen. Wir müssen unser Verhalten anpassen, also viel trinken, die Hitze vom Körper fernhalten.
Es braucht während Hitzewellen aber auch spezielle Massnahmen, vor allem zum Schutz der Risikopersonen. Dazu gehören vor allem ältere Personen und pflegebedürftige Menschen. Nötig sind auch Massnahmen bei der baulichen Infrastruktur und der Raumplanung. Städtebauliche Massnahmen und architektonische Massnahmen können die Hitzebelastung – gerade auch in Städten – reduzieren.
Wenn man die Zahl der Hitzetoten seit 2003 vergleicht, stellt man eine abnehmende Tendenz fest. Hat die Gesellschaft bereits gelernt, richtig mit der Hitze umzugehen?
Der Rekordsommer 2003 war ein Weckruf an die Behörden. Er hat erstmals gezeigt, dass Hitze Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann, vor allem auf die Sterblichkeit. Seitdem haben Bund und Kantone verschiedene Massnahmen getroffen, um die Bevölkerung vor Hitze zu schützen.
Der Rekordsommer 2003 war ein Weckruf an die Behörden.
Unsere Forschung zeigt, dass solche Massnahmen wirken und die hitzebedingte Sterblichkeit reduzieren können. Mit dem Klimawandel werden solche Massnahmen immer wichtiger werden.
Das Gespräch führte Tobias Bossard.