Die Schweiz und Italien rücken noch enger zusammen: Am Freitag wurde oberhalb von Zermatt auf fast 4000 Metern über Meer eine neue, länderverbindende Seilbahn eröffnet. Sie schliesst die letzte bestehende Lücke zwischen Zermatt und dem italienischen Bergort Cervinia.
Damit können Gäste nicht nur auf Skiern, sondern ab 1. Juli auch in ganz normalen Schuhen ganzjährig per Seilbahn aus der Schweiz nach Italien reisen – und umgekehrt.
Wir zielen auf Ausflugstouristen aus Turin oder Mailand, die im Sommer gerne in die kühlen Berge kommen.
Das eröffnet dem Matterhorn-Tourismus ganz neue Perspektiven: «Wir zielen etwa auf Ausflugstouristen aus Turin oder Mailand, die im Sommer gerne in die kühlen Berge kommen», sagt Markus Hasler, CEO der Bergbahnen Zermatt.
Es sind knapp 400 Höhenmeter vom Klein Matterhorn in der Schweiz runter auf die Testa Grigia in Italien. Die Fahrt mit der neuen Seilbahn geht direkt über den Theodulgletscher und dauert nur vier Minuten. Die Bahn kann 1300 Menschen pro Stunde transportieren. Eine Retourfahrt von Zermatt nach Cervinia kostet 240 Franken.
Kritiker fürchten «Disneylandisierung» der Alpen
Immer höher, immer weiter, immer mehr Passagiere. Treiben damit die Zermatter Bergbahnen nicht die «Disneylandisierung» der Alpen voran? Markus Hasler will davon nichts wissen. «Wir setzen nicht auf Gruppentourismus. Die Bahn ist zudem wichtig als Verbindung für das Sommerskigebiet von Zermatt.»
Kritischer sieht es Christophe Clivaz, Nationalrat der Grünen: Zermatt laufe es wirtschaftlich sehr gut. «Sie brauchen keine zusätzlichen Gäste. Ich sehe da eher das Problem, dass es zu 'Overtourism' führen könnte, wenn noch mehr Leute in dieses Gebiet kommen. Da locken die Bahnen neue Gästegruppen an, die letztlich einfach nur die Alpen überqueren und dann schnell wieder weiterreisen werden. Ziel ist es, dass sie in Sandalen am Matterhorn vorbeifahren können.» Den Hotels und Restaurants werde das kaum etwas bringen.
Ziel ist es, dass sie in Sandalen am Matterhorn vorbeifahren können. Das nützt Zermatt nichts.
Man wolle nicht die Massen, sondern jene Leute ansprechen, die sich so eine Reise leisten wollen, entgegnet Hasler.
Die Zermatter Bergbahnen haben sich die Bahn viel Geld kosten lassen. Die Bahn kostet 65 Millionen Franken – mehr als doppelt so viel wie einst geplant. «Bauen auf 4000 Metern ist ein Abenteuer, schon nur wegen der Gletscher», sagt Hasler. Man habe die Kosten rollend eingeplant.