Derzeit gibts es für Baslerinnen und Basler kaum etwas Schöneres, als sich im Rhein abzukühlen: bei 23 Grad Wassertemperatur schwimmen täglich Hunderte im Fluss. Geht es nach den Industriellen Werken Basel (IWB), die im Kanton für die Energie zuständig sind, soll der Rhein bis in wenigen Jahren aber auch das Gegenteil machen; statt kühlen soll er Wohnungen heizen.
Die IWB planen eine der grössten Wärmepumpen-Anlagen der Schweiz. Bis zu 5000 Einfamilienhäuser sollen künftig mit dem Rheinwasser beheizt werden.
Auf diese Technologie setzt man auch an anderen Orten. In Biel entsteht beispielsweise gerade ein ähnliches Projekt, welches Wasser aus dem Bielersee zieht und die Wärme aus dem Wasser ins Fernwärmenetz einspeist. Das leicht abgekühlte Wasser wird in die Zihl geleitet. Das Wasser fliesst so zurück in den See. Bis im Frühling soll die Anlage etwa 2200 Wohnungen heizen.
Jedes Projekt ist anders
Von bereits bestehenden Anlagen in Genf und am Bodensee habe man in Biel nicht viel profitieren können. «Es stellen sich überall andere Fragen», sagen die Verantwortlichen. Beispielsweise habe man in Biel ein Problem mit Muscheln, welches typisch für Biel sei, aber nicht unbedingt für andere Gewässer.
Obwohl die Technologie bekannt und einige wenige Anlagen in der Schweiz sowie in Norwegen und Dänemark im Einsatz seien, habe das Basler Projekt Pioniercharakter. Das sagt Projektleiter Matthias Falk von den IWB: «Unsere Wärmepumpe ist nämlich besonders gross.»
Wir nutzen ein bestehendes Pumpwerk, welches schon vor Jahren stillgelegt wurde.
Trotz der Grösse der Anlage müssen die IWB keine umfangreichen Bauarbeiten starten, sagt Evelyn Rubli. Sie ist bei den IWB für die Wärmeversorgung zuständig. «Wir nutzen nämlich ein bestehendes Pumpwerk, welches stillgelegt wurde.»
Dabei handelt es sich um eine Flusswasserfassung, die früher von der Pharmaindustrie genutzt wurde. Sie befindet sich im Brückenkopf der Schwarzwaldbrücke, Anschlüsse ans Fernwärmenetz sind nahe.
Obwohl das Rheinwasserkraftwerk erst in der Projektphase ist, stehen die Chance auf eine Realisierung gut. Vor allem, weil Basel bis 2037 klimaneutral sein muss und dieses Projekt zu diesem Ziel beitragen kann.
Dass der Rhein Häuser beheizen könnte, ist bereits bekannt. 2016 gab Basel eine Studie dazu in Auftrag. Diese kam damals zum Schluss, dass der Rhein sogar ganz Basel heizen könnte.
Rhein könnte ganz Basel heizen
So viel wird das Pumpwerk im Brückenkopf allerdings nicht leisten können – und auch nicht müssen. Das Basler Fernwärmenetz hat mit der Kehrrichtverbrennung, deren Abwärme es nutzt, und einer Pelletanlage weitere klimafreundliche Heizquellen. Und diese funktionieren problemloser als der Versuch mit der Wärme aus dem Boden, der Geothermie. Das Geothermieprojekt «deep heat mining» hatte 2006 mehrere Erdbeben in Basel ausgelöst und wurde 2009 eingestellt.