«Bisher haben wir das Bundeshaus immer nur im Fernsehen gesehen. Deshalb haben wir uns entschieden: Das gehen wir uns jetzt anschauen!», sagt eine Frau aus dem Bündnerland. Sie ist eine von gegen 1500 Besucherinnen und Besuchern, die heute nach Bern gereist sind, um das berühmte Gebäude mit den grünen Kuppeln einmal von innen zu erleben.
Rund 100'000 Menschen profitieren jedes Jahr von der Möglichkeit, sich an dem Ort zu bewegen, wo Politik gemacht wird: an Besuchen während der Sessionen, im Rahmen von Führungen oder an den fünf «Tagen der offenen Tür».
Die Schweizerinnen und Schweizer hätten eine besondere Beziehung zu ihrem Bundeshaus, sagt Agathe Casutt, die seit sechs Jahren Besucherinnen und Besucher durch die historischen Hallen führt: «Jeder kennt dieses Haus. Es ist das Zentrum der Macht. Gleichzeitig wird sehr oft gesagt, dass das Haus uns allen gehöre. Das finde ich eigentlich sehr schön.»
Baudenkmal mit Instagram-Effekt
Das Innere des 1902 errichteten Gebäudes hat eine ganz spezielle Ausstrahlung. Das sei auch die Absicht von Architekt Hans Wilhelm Auer gewesen, sagt Andreas Schilter, Leiter der Parlamentsbesuche und Events bei den Parlamentsdiensten: «Schon beim Bau war geplant, ein richtiges Baudenkmal zu setzen. Und ich glaube, das ist dem Architekten auch wirklich gelungen. Ich arbeite im Haus und bin selber immer wieder beeindruckt, wenn ich die Kuppelhalle betrete.»
Die Faszination für das Gebäude nehme ihm digitalen Zeitalter sogar noch zu, weiss Schilter: «Wir spüren den ‹Instagram›-Effekt. Die Menschen sehen einen Ort und denken, da will ich selber auch mal hin. Das Bundeshaus hat dadurch eine noch viel grössere Strahlkraft als früher.»
Entsprechend überwältigt zeigen sich die Anwesenden: Von einem «sehr schönen Gebäude» spricht jemand. Er sei beeindruckt von der Geschichte des Baus, sagt ein junger Mann. «Extrem eindrücklich» wirke alles, meint eine andere Besucherin. Es komme ganz anders rüber als im Fernsehen: «So gross! Und sehr schick.»
Führung am Wahltag
Die Strahlkraft reicht gar bis ins Ausland. Unter den Besuchern sind auffällig viele Fremdsprachen zu hören. «Gerade heute Morgen bin ich einer Auswandererfamilie aus den USA begegnet», erzählt Publikumsbetreuerin Casutt. «Ihr Grossvater ist Schweizer gewesen, und deshalb sind sie sehr stark verbunden mit unserer Geschichte und wollen alles wissen.»
Die nächste Gelegenheit, das Bundeshaus zu besuchen, bietet sich am Wahltag. Am 20. Oktober führen die Parlamentsdienste spezielle Führungen durch das Gebäude durch.