«Das Parlament wird mehrheitlich besetzt von alten, weissen Männern. Jetzt braucht es mehr Vielfalt», sagt Arber Bullakaj. Der 33-jährige SP-Politiker aus Wil (SG) kandidiert für den Nationalrat. Migranten brauchten in Bern eine Stimme. Momentan werde vor allem über Migranten gesprochen. «Aber wir wollen selber für uns reden.»
Bullakaj ist im Alter von acht Jahren mit der Familie aus dem Kosovo eingewandert. Sein Vater hatte zuvor als Saisonnier in der Schweiz gearbeitet. Er stehe mit seiner Biografie für viele im Land, sagt der SP-Politiker. «Wir bringen eine neue Perspektive, andere Stärken mit – davon kann die Schweiz profitieren.»
Schweizer Pass nach drei Jahren
Bullakajs Kernanliegen ist das Bürgerrecht. Die Hürden zum Schweizer Pass seien zu hoch, findet er. Die kantonalen und kommunalen Wohnsitzfristen möchte er ganz streichen. Und statt Migranten zehn Jahre warten zu lassen, sollte man den Pass nach drei, maximal fünf Jahren beantragen können. «Wer hier lebt und Steuern zahlt, soll mitbestimmen.»
Auch Jasna Milanovics Vater ist einst als Saisonnier aus dem Balkan in die Schweiz gekommen. Die 49-jährige Baslerin mit serbischen Wurzeln will ebenfalls in den Nationalrat und sich dort in der Migrations- und Ausländerpolitik stark machen. Allerdings mit umgekehrten Vorzeichen: Milanovic politisiert für die SVP.
Ihr Kernanliegen: Die Schweiz soll wieder sicherer werden. «So wie es vor 30 Jahren mal war.» Dafür müssten kriminelle Ausländer konsequent ausgeschafft werden, betont Milanovic. Das sei auch im Interesse aller unbescholtenen Migranten: «Die wollen nicht in denselben Topf geworfen werden wie Kriminelle.»
Zurück zum Saisonnier-Statut
Wie die SVP wünscht sich Milanovic eine Begrenzung der Zuwanderung – so wie damals, als ihr Vater unter dem Saisonnier-Statut in die Schweiz gekommen sei. Will sie zurück zu einer Regelung, die ausländischen Arbeitskräfte weniger Rechte einräumte? Ihr Vater habe das nicht so empfunden, sagt Milanovic. «Er war dankbar, dass er hier sein und sich beweisen durfte.»
Milanovic wünscht sich eine Schweiz, wie sie früher gewesen sei: Freier und sicherer. Und dem Sozialdemokraten Bullakaj schwebt ein maximal offenes, tolerantes Land vor. Die migrationspolitischen Ideen der beiden Saisonnier-Kinder liegen weit auseinander.