Der Kampf gegen den Klimawandel ist dieses Jahr das grosse Thema im Wahlkampf. Daneben gibt es aber noch ein zweites grosses Thema, dass den Wahlkampf prägt: die Frauen. Spätestens seit dem Frauenstreik vom Juni ist klar, dass viele Frauen fordern, sie müssten besser vertreten sein im Parlament.
Dies schlägt sich auch im SRG-Wahlbarometer nieder: Knapp die Hälfte der 17’000 Befragten sind der Meinung, dass es zu wenig Frauen in der Politik gibt. Viele Befragte wollten dagegen auch konkret etwas tun, sagt Politgeograf Michael Hermann vom Forschungsinstitut Sotomo: «Insbesondere auf der linken Seite wollen viele gezielt mehr Frauen wählen, weil sie finden, dass zu wenig Frauen im Parlament sind.»
So sagen 80 Prozent der Links-Wähler, sie wollten gezielt Frauen wählen. Bei den Mitteparteien sind es zwischen 40 und 60 Prozent, bei den SVP-Anhängern nur gut zehn Prozent. Voraussetzung, dass mehr Frauen gewählt werden, ist, dass mehr Frauen kandidieren. Und das ist dieses Jahr der Fall: Gemäss der Frauenorganisation Alliance f kandidieren fast 40 Prozent mehr Frauen als vor vier Jahren.
Doch damit diese Kandidatinnen reelle Wahlchancen haben, müssen sie auch gute Plätze auf den Wahllisten erhalten. Viele Parteien würden heute gezielt Frauen fördern, sagt Hermann. Deshalb ist der Politgeograf überzeugt, dass der Frauenanteil im Nationalrat bei den Wahlen steigen wird.
Frauenstreik nicht mehr gleich präsent
Doch der Effekt des Frauenstreiks sei bereits wieder etwas verpufft: «Im Frühjahr war die Frauenthematik auf dem Höhepunkt. Seither hat es ein wenig abgenommen, auch auf der linken Seite, und wird weniger als Problem genannt.» Aber die Thematik sei nach wie vor vorhanden.
Weniger gut als im Nationalrat sieht es – aus Sicht der Frauen – im Ständerat aus: Dort treten fünf von sechs amtierenden Ständerätinnen zurück. Im Ständerat könnte der Frauenanteil nach den Wahlen also sogar sinken.