Das überparteiliche Projekt «Helvetia ruft» will mehr Frauen ins Parlament bringen. In aufwändiger Kleinarbeit hat das Team um Kathrin Bertschy Parteien um Wahllisten gebeten, Säumige angemahnt, öffentlich zugängliche Listen recherchiert, Excel-Tabellen ausgefüllt. Nun liegen rund 90 Prozent der Informationen zu den Hauptlisten vor – und Bertschy stellt fest, dass deutlich mehr Frauen als bei den letzten Wahlen kandidieren.
«Wir sehen grundsätzlich sehr erfreuliches; im Schnitt sind fünf Prozentpunkte mehr Frauen auf den Listen, 39 Prozent der Kandidierenden sind weiblich», sagt Bertschy, Co-Präsidentin von Alliance F, der Dachorganisation der Schweizer Frauenorganisationen
Grüne und SP an der Spitze
Grüne und SP fördern Frauenkandidaturen schon länger und haben jetzt mit 55, beziehungsweise 51 Prozent gar mehr Frauen als Männer auf ihren Hauptlisten. Doch nicht nur Links kandidieren mehr Frauen. Auch bei den anderen Parteien mit Fraktionsstärke sind die Frauenanteile gestiegen – bei den meisten um vier Prozentpunkte, bei einigen sogar mehr.
«Insbesondere zugelegt haben die FDP mit neun Prozentpunkten und die kleinen Mitteparteien – die GLP mit elf und die BDP mit sechs Prozentpunkten», erörtert Bertschy. Bei FDP und BDP kandidieren nun um die 40 Prozent Frauen bei der GLP 44.
Frauen werden wichtiger für Parteien
Darin zeige sich auch der Zeitgeist, sagt Bertschy: «Wir haben das kürzlich in den USA beobachtet und wir sehen das jetzt auch bei uns, dass eigentlich fast alle Parteien mit deutlich mehr Frauen antreten.» Damit wollen die Parteien Wählerinnen und nicht mehr nur Wählen ansprechen, ist Bertschy überzeugt. «Einer modernen Partei steht es gut an, wenn sie zu gleichen Teilen mit Frauen wie mit Männern antritt.»
Dazu kommt der öffentliche Druck, zum Beispiel durch den Frauenstreik oder durch Bewegungen wie «Helvetia ruft», welche im Vorfeld alle Parteien darüber informierte, dass sie die Listen öffentlich auswerten werde. Die meisten Parteien hätten positiv reagiert, sagt Bertschy.
Kaum Echo kam einzig von der SVP. Auch Ihr Frauenanteil stieg zwar um vier Prozentpunkte – mit 23 Prozent bildet sie aber das Schlusslicht aller Fraktionen.