Ruth Müri soll für die Aargauer Grünen ins Stöckli einziehen. Die 49-Jährige ist seit 2013 Stadträtin in Baden und hier für das Ressort Bildung zuständig. Seit 2017 sitzt Müri ausserdem im Aargauer Kantonsparlament. Auf Bundesebene hat sie noch keine politischen Erfahrungen gesammelt.
Ruth Müri wohnt in Baden, ist verheiratet und zweifache Mutter. Die diplomierte Geografin bezeichnet sich selber als eine «pragmatische Grüne». Bildungspolitik sei ihr wichtig, aber auch Themen wie Digitalisierung oder Industrie 4.0.
Gleichstellung Ja, Kampfjets Nein
Gleichstellung sei für sie ein sehr wichtiges Thema, sagt Ruth Müri im Gespräch mit Radio SRF, und zwar auch im privaten Rahmen mit ihrem Mann und den beiden Töchtern. «Wir leben in unserem Haushalt ein egalitäres Rollenmodell.» Ihr Mann arbeite 60 Prozent, sie selber 35 Prozent als Stadträtin von Baden. Dazu habe sie noch ihre Mandate als Grossrätin und als Präsidentin des Schulvorstandes von «Berufs Bildung Baden» (BBB). «Nach unserer letzten Steuererklärung verdiene ich leicht mehr als mein Mann», schmunzelt Müri.
Wir leben in unserem Haushalt ein egalitäres Rollenmodell.
Aber die Gesellschaft sei gefordert, bei der Gleichstellung von Mann und Frau noch mehr zu tun. Betriebe müssten bei den Löhnen kontrolliert werden. Und wenn unerklärliche Differenzen zwischen Frauen und Männern festgestellt würden, müsse man auch über Bussen nachdenken.
Wenn es um die Unterstützung von jungen Familien geht, plädiert Müri für eine «Elternzeit» von mindestens vier Wochen nach der Geburt eines Kindes. Das sei zwar durchaus teuer, aber die Wirtschaft und die ganze Gesellschaft profitieren von gesunden Familien mit Kindern, deshalb müsse die Allgemeinheit in diesem Bereich Verantwortung übernehmen.
Für die Grüne Ruth Müri ist neben der Gleichstellung von Mann und Frau auch der Klimaschutz ein wichtiges Thema. Anzustreben sei die Kostenwahrheit im motorisierten Individualverkehr. Den Benzinpreis um 12 Rappen zu erhöhen (Entschluss Ständerat Herbstsession), gehe in die richtige Richtung, aber es sei noch zu wenig, findet Müri. Und zu den neuen Kampfjets für die Schweizer Luftwaffe würde sie Nein sagen, das sei Geldverschwendung.
Im Gespräch mit SRF hört man der Kandidatin an, dass ihr der Wahlkampf Spass macht. Sie lerne viel, zum Beispiel in den Gesprächen mit den Medien, und sie habe auch Fortschritte gemacht im Umgang mit den sozialen Medien. Und sie merke, dass sie ihren Bekanntheitsgrad im Westaargau steigern konnte. Ihr Fazit: «Wahlkampf macht Spass.»
Wahlchancen
Die Wahlchancen von Ruth Müri sind als klein einzuschätzen. Zwar ist davon auszugehen, dass die 49-Jährige vom dominierenden Klimathema profitieren wird und die eine oder andere zusätzliche Stimme gewinnen kann. Dies dürfte aber kaum reichen, um die Wahl in den Ständerat tatsächlich zu schaffen. Denn die Grünen sind im Aargau eine kleine Partei. Zum Vergleich: Bei den letzten Nationalratswahlen 2015 kamen sie nur auf einen Wähleranteil von 5,5 Prozent. Um einen Sitz im Stöckli zu ergattern, braucht es weitaus mehr.
Die andere Herausforderung für Ruth Müri ist ihr geringer Bekanntheitsgrad. Ausserhalb der Region Baden wird sie noch kaum wahrgenommen, ist sie doch auch noch nicht lange im Grossen Rat. Hinzu kommt, dass es mit SP-Nationalrat Cédric Wermuth eine zweite linke Ständeratskandidatur gibt. Wermuth ist als Kandidat klar stärker einzuschätzen: Er ist deutlich bekannter als Müri und hat eine grosse Partei im Rücken.