Die Sitzverluste der SP gehen im Kanton Bern voll zulasten der Männerliste. Das ärgert den wiedergewählten SP-Nationalrat Matthias Aebischer. Den Greta Thunberg-Effekt und den Frauenstreik habe er auch mitbekommen, sagte er am Wahlsonntag gegenüber Radio SRF. «Aber das war vor einem halben Jahr, und ich dachte, das würde sich wieder einrenken.»
Dass es gleich zwei Männersitze frisst wegen ‹dem Grün› und ‹dem Frau›, hätte ich nicht gedacht.
Mit dem Verlust eines Männersitzes habe er gerechnet, sagt SP-Mann Aebischer, aber «dass es gleich zwei SP-Männersitze frisst wegen ‹dem Grün› und ‹dem Frau›, das hätte ich nicht gedacht».
Die Frauen waren so lange in der Minderheit – nun möchte ich nicht gleich einen Richtungswechsel fordern.
Diplomatischer sagt es Adrian Wüthrich, der wie sein SP-Parteikollege Corrado Pardini den Sitz im Nationalrat räumen muss. Die SP habe schliesslich den Frauenstreik mitorganisiert, das Frauenjahr und die Kampagne «Helvetia ruft» unterstützt, die mehr Frauen ins Parlament bringen wollte.
Die Männer müssten sich vielleicht bei den nächsten Wahlen mehr bemerkbar machen, sagt Wüthrich. «Aber die Frauen waren so lange in der Minderheit – wenn sie nun einmal eine knappe Mehrheit haben, möchte ich nicht bereits eine grundsätzliche Richtungsänderung fordern.»
Jung – grün – Frau
Christine Badertscher, die grüne Politikerin aus dem Oberaargau, steht für die Gewinnerinnen des Wahlsonntags. Sozusagen aus dem Nichts hat es die 37-jährige Agronomin in den Nationalrat geschafft. Sie habe mit ihrer Wahl Glück gehabt, weil die Grünen so zugelegt hätten, sagt sie. Und dass sie eine Frau sei, habe ihr sicher auch geholfen – nach dem erfolgreichen Frauenstreik.
Die grünen Themen sind auf dem Land angekommen.
Dass die Grünen auf dem Land gewinnen, kommt für Christine Badertscher nicht von ungefähr. Ernährung und Landwirtschaft seien zwei grosse Themen in der Gesellschaft. Auf dem Land gebe es viele Berührungspunkte mit der grünen Politik. «Viele Leute auf dem Land haben gerade deshalb bewusst die Grünen gewählt», ist Christine Badertscher überzeugt, die selber aus einer Bauernfamilie stammt.