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Franziska Roth und Marianne Binder sind neue Ständerätinnen.
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 03.11.2023. Bild: Keystone
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Ständerat Aargau und Solothurn Eine Wahl gegen die SVP und für die Frauen

Es ist ein denkwürdiger Wahlsonntag in den Kantonen Aargau und Solothurn: In beiden Kantonen gewinnt eine Frau den Sitz im Stöckli. In beiden Kantonen verliert die SVP mit ihren Kandidaten die Wahl. Und in beiden Kantonen macht der Freisinn dabei keine besonders gute Figur. Aber der Reihe nach.

Im Aargau holt sich die Mitte nach 28 Jahren einen Sitz im Ständerat zurück. Marianne Binder wird gewählt. Ein schon fast historisches Ereignis, dass sich alle Parteien im politischen Zentrum und links davon auf eine Kandidatin geeinigt haben. Und damit eine Mobilisierung erreicht haben, welche den soliden und bekannten Kandidaten der SVP verhindern konnte.

Im Kanton Solothurn verteidigt Franziska Roth den Sitz der SP. Ihr Widersacher Christian Imark von der SVP verliert – mit überraschend grossem Abstand.

Blamage für SVP

Diese Resultate sind eine Blamage für die SVP. Notabene jene Partei, die in beiden Kantonen den mit Abstand höchsten Wähleranteil hat – und bei den Nationalratswahlen noch einmal zulegen konnte. Im Aargau liegt die SVP bei über 35 Prozent, im Kanton Solothurn bei knapp 29 Prozent. Doch die Partei kann über ihre Stammwählerschaft hinaus kaum punkten.

Benjamin Giezendanner konnte im Vergleich zum ersten Wahlgang kaum zusätzliche Stimmen generieren, während Marianne Binder ihren Wähleranteil massiv gesteigert hat. Die Vermutung liegt nahe, dass Wählende aus der politischen Mitte und Linken stark mobilisiert wurden, der SVP nach ihren Erfolgen im Oktober eine Art «Retourkutsche» verpassen wollten.

Schlechter Tag auch für FDP

Zusammen mit der SVP verliert auch die FDP diesen Wahlgang. Sie hat in beiden Kantonen die Kandidaturen der SVP unterstützt. Im Aargau wurde der Mitte sogar vorgeworfen, sie habe sich «aus der bürgerlichen Politik verabschiedet». Doch die FDP ist alles andere als einig in dieser Frage.

Im Kanton Solothurn ist es das erste Mal, dass die FDP einen SVP-Kandidaten unterstützt hat. Einen, der notabene eher als «Polteri» oder «Rüpel» gilt, wie in Leserbriefspalten zu lesen war. Es gab FDP-intern Kritik und Uneinigkeit.

So auch im Aargau, wo der Freisinn traditionell die Nähe zur SVP sucht, aber sich in anderen Wahlkämpfen dafür nicht so dezidiert von der Mitte distanzieren musste. Es ist zu vermuten, dass einige Aargauer FDP-Wähler und vor allem FDP-Wählerinnen am Sonntag Binder gewählt haben statt Giezendanner – entgegen der offiziellen Parteidoktrin.

Guter Tag für Frauen

Politisch haben sich beide Kantone für eine «ausgewogene» oder «vielfältige» Standesstimme entschieden. Solothurn wird vom Duo Pirmin Bischof (Mitte) und Franziska Roth (SP) im Stöckli vertreten, der Aargau von Thierry Burkart (FDP) und Marianne Binder (Mitte). Die «ungeteilte Standesstimme», von der SVP und FDP gerne sprechen, ist damit vom Tisch.

Vor allem aber haben beide Kantone wieder eine Frau im Ständerat. Im Kanton Solothurn ist es erst die zweite nach Rosmarie Simmen (CVP, 1987-1999), im Aargau immerhin die dritte nach Christine Egerszegi (FDP, 2007-2015) und Pascale Bruderer (SP, 2011-2019). Dass jetzt auch die Frauenfrage eine Rolle gespielt hat, ist bei den Beteiligten unbestritten.

Die beiden traditionell bürgerlichen Kantone haben ein Zeichen gesetzt: ein Zeichen für den politischen Ausgleich, ein Zeichen aber auch für geschlechtliche Vielfalt. Dieses Zeichen ist in diesen beiden Kantonen und in dieser Deutlichkeit tatsächlich eine Überraschung.

Maurice Velati

Leiter Redaktion Aargau Solothurn

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Maurice Velati leitet seit Mai 2015 die Redaktion der Sendung «Regionaljournal Aargau Solothurn» von Radio SRF. Zuvor berichtete er seit 2003 für SRF als Redaktor und Korrespondent aus den Kantonen Aargau und Solothurn.

SRF1 Regionaljournal Aargau Solothurn, 19.11.2023, 15:03 Uhr

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