Die Winzerin Katja Riem konnte ihren Wahlerfolg am Sonntagabend mit dem eigenen Wein begiessen – sie arbeitet bei der in der Region bekannten Weinkellerei ihrer Eltern in Kiesen BE. «Ich bin selber über meine Wahl überrascht», sagt Riem, die 95'000 Franken in ihren Wahlkampf investiert hat.
Als Winzerin sei sie oft unter den Leuten und habe im Betrieb mit vielen Leuten Kontakt, erklärt sie den Erfolg.
Nun zieht die 26-Jährige als jüngste Parlamentarierin der kommenden Legislatur in den Nationalrat und darf deshalb in der ersten Session eine kurze Rede halten. Die Jüngste war sie, die nach dem Gymnasium und der Winzerlehre noch die Landwirtschaftsschule besuchte, schon in den letzten zwei Jahren im Berner Kantonsparlament.
Vermeintlicher Widerspruch
Sie war 2021 ins Berner Kantonsparlament, den Grossen Rat nachgerückt. Da hatte sie sich etwa gegen den geplanten Ausbau der A1 zwischen Bern-Wankdorf und Grauholz eingesetzt. «Ich denke, man wollte einer jungen Stimme eine Chance geben», sagte die studierte Agronomin zu ihrer Wahl.
Ich will die Jungen motivieren, in der Politik mitzumachen und an die Urne zu gehen.
Junge Frau und SVP: Das beisst sich auf den ersten Blick. In der SVP-Fraktion im Bundeshaus liegt der Frauenanteil bei bloss 19.7 Prozent. Die zweitjüngste SVP-Nationalrätin nach Riem ist die Thurgauerin Diana Gutjahr (39). «Ich will die Jungen motivieren, in der Politik mitzumachen und an die Urne zu gehen», sagt denn Katja Riem.
Sie kenne in der SVP viele junge Frauen, die sich «extrem» engagierten. «Ich habe grosse Unterstützung seitens der Partei erfahren, aber auch viel gegeben», so die Bernerin. Bei der SVP ziehen neben Riem Ernst Wandfluh und Thomas Knutti in die grosse Kammer ein.
SP-Zybach zieht ins Parlament ein
Freude herrscht auch bei der Spiezerin Ursula Zybach, die für die SP neu in den Nationalrat einzieht. Seit neun Jahren politisiert die 56-Jährige im Grossen Rat.
Nun der Sprung nach Bundesbern: «Es ist für mich noch nicht real, noch nicht greifbar, dass ich die Wahl geschafft habe», sagt die Präsidentin von Spitex Bern zu SRF. Jetzt sei aber der ideale Zeitpunkt. «Mein Rucksack ist total gut gefüllt mit vielen Erfahrungen, jetzt können wir auf die Wanderung gehen».
Auch der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause kann jubeln. Er zeigt sich gerne mit Sonnenbrille und Lederjacke als legerer Rock’n’Roll-Politiker.
Der frühere CVP-Generalsekretär orchestrierte einst den Wahlkampf von Doris Leuthard (Duschen mit Doris …), jetzt hat der 52-Jährige im zweiten Anlauf die Wahl in den Nationalrat geschafft. Auf ihn wartet viel Arbeit: Bis zu den Stadtberner Wahlen 2024 sitzt er sowohl in der Berner Stadtregierung als auch im Nationalrat: «Nach 15 Jahren im Amt traue ich mir zu, ein Doppelmandat auszuüben», so Nause zu SRF.
Vorbei ist das Abenteuer Bundeshaus hingegen für die Grüne Natalie Imboden. Sie schaffte die Wiederwahl nicht. «Ich will jetzt mal durchschnaufen. Danach schaue ich, wie es weitergeht», so Imboden zu SRF.