Erwartet hatte den Rückzug von Pierre-André Page kaum jemand. Schon gar nicht nach dem guten Abschneiden Pages am Sonntag im ersten Wahlgang für den Ständerat.
Er war hinter den beiden Amtsinhaberinnen auf dem dritten Platz gelandet, nur ein paar Hundert Stimmen hinter Johanna Gapany (FDP), aber deutlich vor den weiteren Kandidierenden. Die Wiederwahl in den Nationalrat schaffte er mit dem besten Ergebnis aller Kandidierenden. Ein Sitzgewinn für die SVP erschien plötzlich nicht mehr unrealistisch.
Page soll Wählerschaft getäuscht haben
Und so fühlten sich an der gestrigen Parteiversammlung in Siviriez bei Romont auch verschiedene Anwesende vor den Kopf gestossen. «Ich war hierhergekommen, um zu entscheiden, wie es weitergehen soll», sagte etwa SVP-Grossrat Achim Schneuwly. «Stattdessen stehen wir vor vollendeten Tatsachen. Das geht nicht». Page habe offensichtlich nie die Absicht gehabt, beim zweiten Wahlgang anzutreten und habe so die Wählerschaft getäuscht.
Wir stehen vor vollendeten Tatsachen. Das geht nicht.
Pierre-André Page selbst war bei der Versammlung nicht anwesend. Er reist mit dem Musikkorps der Landwehr, das er präsidiert, durch den Senegal. Page liess durch den SVP-Präsidenten Christophe Blaumann ein Statement verlesen, in dem er seinen Rücktritt ankündigte.
«Er hat sich den Entscheid nicht leichtgemacht», sagt Blaumann. «Aber das Risiko, dass sich die drei bürgerlichen Kandidierenden gegenseitig Stimmen wegnehmen und so die Linke einen Sitz gewinnen könnte, ist zu gross».
Bürgerlichen Frieden stärken
Der Entscheid soll auch den Frieden unter den drei bürgerlichen Parteien Mitte, FDP und SVP stärken. Im Gegenzug eines Verzichts der SVP im zweiten Wahlgang haben ihr die anderen Parteien eine Allianz für die kantonalen Wahlen 2026 zugesagt. «Wir müssen auch strategisch denken und unseren Sitz in der Kantonsregierung absichern» so Blaumann weiter.
Ich bin frustriert.
Auch dies sorgte jedoch für rote Köpfe in den Reihen der SVP. «Ich bin frustriert», sagte etwa Grossrat Nicolas Kolly. «Vor dem ersten Wahlgang war unsere Hand ausgestreckt für eine Allianz. Aber erst jetzt kommen die FDP und die Mitte auf uns zu, weil sie unsere Hilfe benötigen». Am Schluss stimmten 28 Delegierte der SVP für diese Allianz, 12 dagegen, und 16 enthielten sich.
Damit kandidieren drei Freiburger Frauen im zweiten Wahlgang für einen Ständeratssitz. Am 12. November stehen sich Isabelle Chassot von der Mitte, Johanna Gapany von der FDP und Alizée Rey von der SP gegenüber. FDP und Mitte haben sich gegenseitige Unterstützung zugesagt. Die SP-Kandidatin erhält die Rückendeckung der Grünen und der ML-CSP.