Wenn einer weiss, wie sich eine Abwahl anfühlt, dann ist es Roland Fischer. Der GLP-Mann hat seinen Nationalratssitz gestern schon zum zweiten Mal verloren. Bereits 2015 wurde der 58-Jährige nach nur einer Legislaturperiode abgewählt, 2019 trug ihn die grüne Welle zurück ins Bundeshaus und jetzt kommt die zweite Abwahl.
Abhängig von anderen Parteien
«Tatsächlich ist die Situation wieder genau gleich wie vor acht Jahren», sagt Fischer einen Tag nach den Wahlen. Nicht nur sei seine Abwahl jeweils knapp gewesen, sondern auch seine Wahl. «Für uns als kleine Partei ist es im Kanton Luzern sehr schwierig, einen Sitz zu halten. Wir haben immer das Restmandat und sind auf Listenverbindungen angewiesen.»
Letztes Mal konnten die Luzerner Grünliberalen von der Listenverbindung mit der SP und den Grünen profitieren. Dieses Mal ging das Restmandat an die SP, die sich einen zweiten Sitz sicherte. Mit dieser Abhängigkeit von den anderen Parteien müssten sie sich abfinden, so Fischer. «Das bleibt so, bis wir unseren Wähleranteil deutlich steigern können.»
Auch national Einbussen
Das Schicksal von Roland Fischer und der Luzerner GLP ist auch das Schicksal der nationalen Partei. Die GLP ist schweizweit massiven Schwankungen ausgesetzt. Vor vier Jahren konnte sie ihre Nationalratssitze mehr als verdoppeln – von 7 auf 16. Gestern wurde ein grosser Teil dieser Gewinne wieder ausgelöscht – die GLP verliert sechs Sitze, es bleiben ihr 10 Mandate.
Das ist Teil der Demokratie und es ist auch gut so, dass niemand für immer und ewig seinen Sitz behalten kann.
Wie wackelig viele der grünliberalen Sitze auch in anderen Kantonen waren, zeigt der Blick auf den Wähleranteil. Dieser ist schweizweit lediglich um 0.6 Prozentpunkte zurückgegangen und trotzdem kostet das die Partei ganze sechs Sitze. Zum Vergleich: Die Grünen haben 3.8 Prozentpunkte eingebüsst und verlieren fünf Sitze.
Ausgewiesener Finanzexperte
Der Sitzverlust von Roland Fischer ist demnach auch nicht auf seine Person zurückzuführen. Für seine politische Arbeit gibt es Lob von allen Seiten. Er gilt als gewissenhafter Schaffer mit einer grossen Expertise in Finanzfragen. Fischer unterrichtet Finanzpolitik an der Hochschule Luzern.
Er habe nach der Wahl denn auch viel Zuspruch erhalten, so Fischer. «Ich bekam viele anerkennende Reaktionen, dass meine Politik geschätzt wurde.» Umso enttäuschender, dass er seine Arbeit in der Finanz- und Aussenpolitik nicht mehr weiterführen könne.
Hoffnung für 2027
Aber: «Das gehört zum Geschäft», sagt Fischer. Man müsse damit rechnen, nicht wiedergewählt zu werden. «Das ist Teil der Demokratie und es ist auch gut so, dass niemand für immer und ewig seinen Sitz behalten kann.»
Seiner Partei bleibe die Hoffnung, dass der wacklige Sitz in vier Jahren wieder auf die Seite der GLP kippt. Für ihn selbst sei mit dieser zweiten Abwahl jedoch Schluss. «Ich werde nicht mehr antreten, das kann ich mit Sicherheit sagen», so Roland Fischer. Es sei der Moment, die Fühler in andere Richtungen auszustrecken.