In rund hundert Tagen wählt die Schweiz ein neues Parlament. Um die Wahlchancen zu erhöhen, gehen die Parteien Listenverbindungen ein. So wie etwa die SVP und die FDP. In neun Kantonen haben die beiden Parteien bislang beschlossen, so zusammenzuspannen.
Bei Mitgliedern der FDP sind die Listenverbindungen aber nicht unumstritten. Und jetzt ist es im Kanton Aargau hierzu auch zu ersten Misstönen gekommen. In der «Aargauer Zeitung» zeigte sich Andreas Glarner, Präsident der SVP Aargau und Nationalrat, offen für eine Listenverbindung mit der Bewegung «Mass-Voll», welche die Corona-Massnahmen kritisiert. Bei der FDP sorgt die Idee für Unmut.
Die Präsidentin der Aargauer FDP, Sabina Freiermuth, erteilte gemäss dem Zeitungsbericht einer Listenverbindung mit «Mass-Voll» eine Abfuhr. «Damit würde eine rote Linie überschritten», sagte sie. Wenig später reagierte die kantonale SVP-Parteileitung und machte deutlich, dass es definitiv keine Listenverbindung mit der massnahmenkritischen Bewegung geben wird.
Offen für alle Gruppierungen
Für die Aargauer SVP scheint das Thema damit gegessen. Doch die nationale Parteileitung ist nicht grundsätzlich gegen Listenverbindungen mit massnahmenskeptischen Kreisen wie «Mass-Voll» oder «Aufrecht». «Wir haben den Kantonalparteien gesagt, mit allen Gruppierungen zu sprechen», sagt SVP-Wahlkampfleiter Marcel Dettling.
Listenverbindungen mit diesen Bewegungen lehnt FDP-Vizepräsident Andri Silberschmidt deutlich ab. «Das ist für mich ein No-Go. Wir wünschen ganz klar, dass Gruppierungen wie ‹Mass-Voll› oder ‹Aufrecht› keinen Platz haben in solchen Verbindungen.»
In neun Kantonen ist die FDP bereits Listenverbindungen mit der SVP eingegangen. Falls die SVP dort die Verbindungen erweitern wolle, müsste die FDP ihr Einverständnis geben, wie Dettling erklärt.
SVP setzt für Wahlen auf Listenverbindungen
Die SVP legt viel Wert auf die Listenverbindungen für die Wahlen im Herbst. «2019 haben wir sehr viele Sitze im Nationalrat verloren, weil die anderen Parteien solche Verbindungen hatten», erklärt Dettling die Strategie.
Dass die SVP auch mit massnahmenkritischen Bewegungen Listenverbindungen eingehen würde, bietet laut Politgeograf Michael Hermann sowohl Chancen als auch Risiken. «‹Mass-Voll› fischt in einem ähnlichen Teich und so könnten diese Stimmen trotzdem für die SVP einschenken», sagt er. Doch solche Verbindungen könnten jene mit der FDP gefährden.
Wie der Fall im Kanton Aargau gezeigt hat, wollte man das verhindern. Die kantonale SVP hält dort an der Listenverbindung mit FDP und EDU fest.