An den drittgrössten Kanton der Schweiz gehen 19 Sitze im Nationalrat. Die meisten davon werden derzeit von SP und FDP besetzt (je fünf Sitze). Bei den letzten nationalen Wahlen 2019 haben beide Leader-Parteien zwar Wählerprozente, aber keine Sitze verloren.
Seitdem wurde im Kanton Waadt nochmals gewählt. Nach den kantonalen Wahlen im Frühling 2022 darf die FDP aufatmen: Bei den Kantonalwahlen stoppte der Abwärtstrend und für den Nationalrat treten heuer alle fünf Bisherigen wieder an.
Bürgerliche legen viel Hoffnung in Allianz
Ganz anders die SP. Sie hat im Kantonsparlament fünf Sitze verloren. Und für die Wahlen im Herbst fehlt Stimmenfängerin Ada Marra. Die bekannte SP-Nationalrätin tritt nicht mehr an.
Die SP hat allerdings ihrem abtretenden Fraktionspräsidenten Roger Nordmann per Sondergenehmigung erlaubt, nochmals für eine Legislatur anzutreten. Aufs Waadtländer SP-Ständeratsticket schaffte es allerdings Gewerkschaftschef Pierre-Yves Maillard.
Besonders düster sieht es für die SVP im Kanton Waadt aus. Sie verlor 2019 einen Sitz im Nationalrat, später vier im Kantonsparlament. Es lag deshalb viel Hoffnung auf der neu geschmiedeten bürgerlichen Wahlallianz.
Diese «Alliance Vaudoise» ist ein Novum im Kanton Waadt. Sie verhalf bei den kantonalen Wahlen den Bürgerlichen zur Mehrheit in der Waadtländer Regierung. Ganz besonders profitiert hat die Mitte-Partei: Sie stellt nun mit Valérie Dittli überraschend eine Regierungsrätin. Bei den nationalen Wahlen arbeiten SVP, FDP und Mitte wieder in der «Alliance Vaudoise» zusammen. Aber für den Nationalrat geht die Mitte eigene Wege. Sie verbindet sich mit EVP und der freien Liste.
Die grosse Hoffnung der Mitte-Partei ist, den 2019 verlorenen Sitz im Nationalrat zurückzuholen. Listen-Leaderin ist Isabelle Chappuis, Ökonomin von der Universität Lausanne und Präsidentin der Mitte-Frauen.
Dauerbrenner: Bahnhof Lausanne und Fahrplan
Die Grünen und Grünliberalen können sich auf den Aufwärtstrend der letzten Jahre stützen. Die grüne Welle hat diesen Parteien im Kanton Waadt die Sitze nur so hin gespült. Die Grünen gewannen bei den Nationalratswahlen 2019 zwei, die GLP einen Sitz. Bei den kantonalen Wahlen letztes Jahr legten beide Parteien um vier Sitze zu.
Wie für den Rest der Schweiz lautet aber auch im Waadtland die grosse Frage, ob die ökologischen Themen den Wählerinnen und Wählern auch zu Zeiten von Inflation und Kaufkraftverlust wichtig bleiben.
Im Kanton Waadt stehen die Karten der Grünen und Grünliberalen nicht schlecht: Mit dem verzögerten Ausbau des Bahnhofs Lausanne und Verschlechterungen im Zugfahrplan sind wichtige grüne Themen sozusagen zum Dauerbrenner geworden im Kanton.
Neue Köpfe kämpfen für die Grünen
Allerdings gilt auch zu erwähnen, dass den Waadtländer Grünen prominente Unterstützung weggebrochen ist, um ihre dazugewonnenen Nationalratssitze zu verteidigen. Ständerätin Adèle Thorens tritt nach nur einer Legislatur im Ständerat nicht mehr an.
Listenleader ist neu der Waadtländer Klima-Anwalt Raphaël Mahaim. Er ist letztes Jahr in den Nationalrat nachgerutscht und kandidiert auch für den Ständerat. Seine Chancen aufs Stöckli sind klein, die für eine Wiederwahl in den Nationalrat aber gut. Die Waadtländer Grünen versuchen darüber hinaus mit einer Queeren Kandidatur aufzutrumpfen. Da alle vier Bisherigen wieder antreten, dürfte der Sprung ins Parlament allerdings schwierig werden für neue Kräfte.
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