- Wie erwartet verlieren die Grünen Wähleranteile – es sind über vier Prozentpunkte. Sie müssen einen Sitz abgeben. Die GLP verliert sogar zwei Sitze.
- Die Mitte gehört zu den Gewinnerinnen dieser Wahlen. Sie kann die Verluste der letzten Wahlen vollständig auffangen und gewinnt die verlorenen zwei Sitze wieder dazu.
- Die SP wie auch die EDU gewinnen je einen Sitz.
- Die SVP, die FDP und die EVP können ihre Sitze halten.
Grüne enttäuscht und ernüchtert
Von einem «schmerzhaften Resultat» sprach Grünen-Co-Präsidentin Selma l'Orange Seigo am Sonntag. Für die Partei, aber auch für den Klimaschutz. 2019 legten die Grünen noch über sieben Prozentpunkte zu. Jetzt gehören sie zu den Verlierern.
Wir haben es vielleicht nicht geschafft, Lösungen aufzuzeigen.
L'Orange Seigo sieht einen Grund dafür in der schlechten Mobilisierung, mehr als die Hälfte der Stimmberechtigten geht nicht wählen. Im Sorgenbarometer stehe das Klima aber immer noch an zweiter Stelle. «Vielleicht haben wir es nicht geschafft, Lösungen dafür aufzuzeigen.» Die Quittung: die Abwahl von Nationalrätin Meret Schneider.
Auch bei der GLP trifft es eine Frau: Judith Bellaiche. Daneben hat auch Jörg Mäder die Wiederwahl nicht geschafft. Glimpflich verläuft es für die FDP: Sie verliert zwar 1.2 Prozentpunkte Wähleranteil, jedoch keinen Sitz.
Ein Freudentag für die Mitte
Zufrieden zeigt sich Mitte-Co-Präsidentin Nicole Barandun: Sie habe gehofft, dass sich die Fusion der CVP mit der BDP auszahlen werde. «Die ganze Partei macht ein gutes Resultat.»
Die Leute haben die Nase voll von der Polarisierung.
Die Leute würden ihnen vertrauen, sagt Barandun weiter und sie glaubt: «Die Bevölkerung hat die Nase voll von der Polarisierung links und rechts.» Zusätzlich zum Bisherigen Philipp Kutter wird jetzt auch sie selbst in den Nationalrat einziehen. Der dritte Sitz geht an die bisherige Fraktionschefin der Partei im Zürcher Kantonsrat, Yvonne Bürgin.
SVP und SP schicken je zwei Neue nach Bern
Die SVP gewinnt zwar ein wenig Wähleranteile dazu, jedoch keinen zusätzlichen Sitz. Da die Partei mit Roger Köppel einen Rücktritt verzeichnet und die Bisherige Therese Schläpfer nicht mehr gewählt wurde, schickt die Partei zwei Neue nach Bern. Es sind dies der Fraktionschef der Zürcher Partei, Martin Hübscher und Nina Fehr-Düsel, ebenfalls Kantonsrätin.
Auch die SP kann zwei Neue in den Nationalrat schicken, zum einen Anna Rosenwasser, die bis jetzt kein politisches Amt innehatte, um zum anderen den Stadtzürcher Gemeinderat Islam Alijaj. Er gehört zu den ganz wenigen Menschen im Nationalrat mit einer körperlichen Behinderung.
EDU mit einem Comeback
Der Wahlsonntag bringt auch überraschende Gewinner: So kann die EDU wieder einen Sitz im Nationalrat ergattern – zum ersten Mal seit 2007 – dank ihrer Listenverbindung mit den beiden Parteien «Massvoll» und «Aufrecht». Der Sitz geht an Erich Vontobel.
Weitgehend stabil bleibt die EVP. Sie verliert zwar leicht beim Wähleranteil, kann aber ihren Sitz im Nationalrat behalten. Trotzdem ist der betroffene Nationalrat und Ständeratskandidat Nik Gugger enttäuscht. Die EVP sei in der Berichterstattung diskriminiert worden, kritisiert er: «Die EVP durfte nicht überall teilhaben.»
Dicke Post für die Wählerinnen und Wähler
Das Wahlcouvert der Zürcherinnen und Zürcher war bei diesen Wahlen besonders dick. Sie hatten 44 Listen zur Auswahl, deutlich mehr als in früheren Jahren. Etablierte Parteien stellten mehrere Zusatzlisten auf, etwa für Secondos oder für queere Menschen.