Die Zürcherinnen und Zürcher haben in diesem Herbst eine besonders grosse Auswahl: 44 Wahllisten sind beim Kanton eingegangen. Vor vier Jahren, bei den letzten Nationalratswahlen, waren es noch 32.
Unter den aktuellen Vorschlägen finden sich die etablierten Parteien. Meist setzen sie auf mehrere Listen, so hat etwa die SVP auch eine Liste für Secondos und die SP eine für queere Menschen.
Daneben gibt es auch kleinere Gruppierungen, die um einen Sitz im Nationalrat kämpfen, beispielsweise mit einer «Pflege-Liste» oder unter dem Namen «Weniger ist mehr». Und wie im Vorfeld angekündigt treten mit Aufrecht und Mass-Voll auch Kritiker der Corona-Massnahmen zur Wahl an.
Grüne geraten unter Druck
Bei den Wahlen 2023 sind in Zürich neu 36 Nationalratssitze zu besetzen statt wie bisher 35. Dies weil die Bevölkerung im Kanton Zürich stark gewachsen ist. Im Gegenzug verliert Basel-Stadt einen Sitz.
Und trotz des zusätzlichen Zürcher Sitzes dürfte es für einige Parteien eng werden. Dominik Steiner, Zürich-Korrespondent von Radio SRF, sagt: «Am meisten zittern müssen die Grünen.»
Einerseits, weil die Partei bei den kantonalen Wahlen am stärksten verloren habe – im Kantonsrat musste sie drei Sitze hergeben. Darüber hinaus waren die Grünen bei den Nationalratswahlen 2019 sehr erfolgreich. Dieses Resultat zu halten, so Steiner, werde schwer. Deshalb sei davon auszugehen, dass die Grünen mindestens einen ihrer fünf Sitze im Nationalrat verlieren werden.
Auch die Grünliberalen haben bei den letzten Nationalratswahlen deutlich zugelegt. Und müssten mithin jetzt zittern, einen ihrer sechs Sitze zu verlieren – allerdings, so Dominik Steiner: «Die GLP ist besser in Form als die Grünen.» So haben sie bei den kantonalen Wahlen weniger Wählerstärke eingebüsst und im Kantonsrat gar einen Sitz dazu gewonnen.
Nach Wahlerfolg der Grünen dürften nun SVP und Mitte zulegen
Zu den Gewinnern zählen dürften laut Zürich-Korrespondent Dominik Steiner einerseits die SVP und andererseits die Mitte. Beide könnten davon profitieren, dass die grüne Welle abgeflacht ist. Und auch der zusätzliche Zürcher Nationalratssitz könnte den Parteien helfen. SP, FDP und EVP dürften ihre Sitze halten können.
Zu vielen Diskussionen im Kanton haben zuletzt die Listenverbindungen geführt. So stimmten die Delegierten der FDP nur haarscharf einer Listenverbindung mit der SVP zu. Diese wiederum liebäugelte lange Zeit auch mit einer Verbindung mit der Bewegung Mass-Voll.
Mittlerweile hat sich diese Zusammenarbeit aber definitiv erledigt. Mass-Voll spannt mit Aufrecht, sowie den beiden Kleinparteien EDU und SD zusammen, wie kürzlich bekannt wurde. Dank dieser Zusammenarbeit könnte diese Koalition am 22. Oktober bei den nationalen Wahlen eventuell sogar einen Sitz in der grossen Kammer erobern.