Diesen Herbst wählt die Schweiz ein neues Parlament. Um die eigenen Chancen auf einen zusätzlichen Sitz im Nationalrat zu erhöhen, gehen die Parteien aus strategischen Gründen untereinander sogenannte Listenverbindungen ein.
Welche enormen Auswirkungen diese Bündnisse auf die Sitzgewinne haben, zeigten die Wahlen 2019: Der SVP entgingen damals aufgrund von fehlenden Listenverbindungen laut Tamedia sieben Sitze im Nationalrat.
Die FDP setzt ein Zeichen
Lukas Golder vom Forschungsinstitut GFS sagt: «Die SVP spielte das Spiel der Polarisierung. Die Partei griff die FDP besonders hart an, die als Partnerin für eine Verbindung am nächsten gelegen wäre. Deshalb wollte die FDP die Partnerschaft auch nicht bei den Listenverbindungen.»
Dies soll sich diesen Herbst ändern.
Die FDP und die SVP verbünden sich für diese Wahlen häufiger als aus der Vergangenheit gewohnt. Gemäss der SRF-Umfrage gehen die beiden Parteien in neun Kantonen Listenverbindungen ein.
Das sind dreimal mehr als noch vor vier Jahren. «Die SVP hat viele Sitze knapp verloren. Mit dieser Verbindung versucht man, das rechte Lager zu stärken», meint Golder.
Tradition im linken Lager
Nicht nur die SVP und die FDP nutzen solche Bündnisse zu ihrem Vorteil, sondern alle Parteien versuchen, voneinander zu profitieren. Schon seit langer Zeit gehen die SP und die Grünen gemeinsam Listenverbindungen ein. «Ideell sind die beiden Parteien sehr nahe. Sie stimmen sehr ähnlich im Parlament», sagt Golder. Eine Listenverbindung sei «absolut naheliegend» und fast schon Tradition.
Die SP und die Grünen verbinden sich laut SRF-Umfrage flächendeckend in 15 Kantonen, in weiteren fünf Kantonen sind die Diskussionen noch nicht abgeschlossen.
Zu diesem Zweiergespann stösst in manchen Kantonen die GLP dazu: Thurgau, Aargau und Graubünden. Laut Golder können die Grünliberalen am meisten damit spielen, einmal nach rechts und einmal nach links zu blicken.
Auf beiden Seiten vertreten
Auch die Mitte geht wahlweise Verbindungen ein. Je nach Kanton entscheidet sie sich für eine andere politische Ausrichtung. In vier Kantonen geht die Mitte mit der FDP Allianzen ein. In anderen acht Kantonen orientiert sich die Mitte an der GLP und geht mit ihr feste Bündnisse ein.
Über 20 Sitze könnten aufgrund von Listenverbindungen vergeben werden. «Das ist fast wie eine riesige Partei, wo Sitze in die eine oder in die andere Richtung verteilt werden», sagt Politikwissenschaftler Lukas Golder.
Wer sich mit wem verbindet, muss spätestens bis Mitte September kommuniziert werden. Fakt ist: Listenverbindungen können äusserst relevant sein. Sie können darüber entscheiden, welche Partei sich die Restsitze im Parlament holen wird.