Am 2. April sind Luzerner Wahlen. Das Interesse an den fünf Regierungssitzen ist gross, elf Personen bewerben sich für einen Posten in der Exekutive. Dabei sind auch drei Kandidatinnen von Jungparteien – von der Jungen Mitte, den Jungen Grünen und der Juso.
Aussichtslos? Ja, aber …
Bei zwei anderen Jungparteien sorgt genau dies für Kopfschütteln. Aussichtslos und anmassend seien solche Kandidaturen, lassen die Jungfreisinnigen und die Junge SVP per Medienmitteilung verlauten.
«Unsere Aufgabe ist doch, eine aktive Politik für die Jungen zu machen», sagt Thomas von Allmen von den Luzerner Jungfreisinnigen. «Das erreichen wir mit Initiativen und Referenden, aber nicht mit aussichtslosen Kandidaturen.»
Zoé Stehlin, Kandidatin der Juso, gesteht zwar ein, dass ihre Chancen auf eine Wahl klein sind. «Das ist aber nicht der einzige Zweck des Wahlkampfes. Junge Personen sollen jemanden aufschreiben können, der sie vertritt.» So bringe man sie an die Urne.
Guter Start zur Politkarriere
Die Politologin Zora Föhn von Interface in Luzern sieht Argumente für beide Seiten. Aussichtslos seien die Kandidaturen bestimmt: «Schweizweit wurde noch nie eine Kandidatin oder ein Kandidat einer Jungpartei in eine kantonale Regierung gewählt.» Sie erwähnt die Kandidatur von Irina Studhalter (Junge Grüne) für die Luzerner Regierungsratswahlen im Jahr 2015. «Sie holte mit Abstand am wenigsten Stimmen.»
Und doch zeige das Beispiel, dass eine solche Kandidatur positive Auswirkungen haben könne. Im Jahr 2016 machte Studhalter bei den Wahlen fürs Luzerner Stadtparlament das zweitbeste Resultat ihrer Liste, ein Jahr später konnte sie in den Rat nachrücken. «Ihre Bekanntheit hat sicher geholfen», sagt die Politologin.
Ob Kandidaturen von Jungpolitikerinnen tatsächlich mehr Junge an die Urne locken, sei schwierig zu sagen. «Dazu fehlen uns die Daten», so Zora Föhn. Mann wisse jedoch, dass ältere Menschen aus Gewohnheit wählen gingen. «Junge gehen nur in ausgewählten Fällen an die Urne.» Etwa, wenn sie sich von einer Person besonders gut vertreten fühlten. «Jungparteien haben durchaus Potenzial, Junge an die Urne zu holen.»
Fehlende Führung als Problem?
Ein weiteres Argument gegen die Kandidaturen der Jungpolitikerinnen kommt von Rahel Schnyder, Co-Präsidentin der Jungen SVP Luzern. Den Jungen fehle es an der nötigen Erfahrung. «Als Regierungsrat braucht man eine gewisse Führungsstärke», so Schnyder. Diese müssten sich die Jungen erst noch aneignen.
Natürlich ist es so, dass Junge nicht die gleiche Erfahrung haben wie ältere Kandidierende.
Das sei falsch gedacht, entgegnet Chiara Peyer, die für die Jungen Grünen kandidiert. Dank der jungen Kandidatinnen könnten sich auch Leute in deren Alter mit dem Regierungsrat identifizieren. «Die unter-30-jährigen stellen fast ein Drittel der Bevölkerung. Sollen sie etwa nicht repräsentiert sein?»
Politologin Zora Föhn meint, aus demokratietheoretischer Sicht könne man so argumentieren. «Wenn eine Regierung die Bevölkerung möglichst gut repräsentieren soll, dann haben auch Junge einen Anspruch.» Hingegen habe auch das andere Argument seine Gültigkeit. «Natürlich ist es so, dass Junge nicht die gleiche Erfahrung haben wie ältere Kandidierende.»
Die Mutterparteien stehen hinter den Kandidatinnen ihrer Jungparteien und haben sie auf die Hauptliste genommen. Dies bestätigt Andrea Kaufmann, die für die Junge Mitte in den Regierungsrat möchte. «Wir erhalten grosse Unterstützung von der Mutterpartei», sagt sie.