Sie ist die Gejagte: Mitte-Regierungsrätin und Bildungsdirektorin Silvia Steiner. Selber sagt sie zur Ausgangslage: «Schule bewegt. Entsprechend landen Vorsteherinnen der Bildungsdirektion traditionell eher auf den hinteren Rängen.» Dort findet auch sie sich nun wieder in der neuesten Umfrage. Auf dem siebten Platz, der gerade noch reichen würde für die Wiederwahl. Die sechs anderen Bisherigen müssen sich hingegen kaum Sorgen machen.
Diese Sieben wollen es noch einmal wissen
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Bild 1 von 7. Jacqueline Fehr (SP), 59, ist seit acht Jahren Zürcher Justizdirektorin. In dieser Zeit hat sie zum Beispiel die Bedingungen in der U-Haft verbessert. Zurzeit steht sie wegen eines Datenlecks in ihrer Direktion vor ihrer Amtszeit unter Druck. Die Winterthurerin studierte Politikwissenschaften und ist gelernte Sekundarlehrerin. Bildquelle: Keystone/Anthony Anex.
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Bild 2 von 7. Mario Fehr (parteilos), 64, wurde 2011 für die SP in den Regierungsrat gewählt. Seither ist er Sicherheitsdirektor. Aktuell punktet Fehr mit schnell erstellten Flüchtlings-Unterkünften. Seine sonst eher harte Haltung in der Asylpolitik stiess in der SP auf Kritik. 2021 trat er aus der Partei aus. Fehr ist studierter Jurist und wohnt in Adliswil. Bildquelle: Keystone/Ennio Leanza.
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Bild 3 von 7. Martin Neukom (Grüne), 36, wurde 2019 in den Regierungsrat gewählt. In seinem ersten Jahr als Baudirektor schloss er sein Doktorat in der Solarzellenforschung ab. Das neue Energiegesetz, welches Ölheizungen praktisch verbietet, brachte er schlank durch. Seine Windrad-Offensive stösst hingegen auf Widerstand. Martin Neukom lebt in Winterthur. Bildquelle: Caroline Krajcir.
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Bild 4 von 7. Natalie Rickli (SVP), 46, wurde 2019 in den Regierungsrat gewählt, zuvor war sie 12 Jahre Nationalrätin. Kaum im Amt musste die Gesundheitsdirektorin auf die Coronapandemie reagieren, nicht immer nur mit Erfolg. Sie richtete zwar rasch Impfzentren ein, die Anmeldeprozedur wurde aber als zu kompliziert kritisiert. Natalie Rickli wohnt in Winterthur. Bildquelle: Keystone/Anthony Anex.
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Bild 5 von 7. Silvia Steiner (Mitte), 64, ist seit acht Jahren Bildungsdirektorin. Sie machte Karriere als Chefin der Kriminalpolizei der Stadt Zürich und als Staatsanwältin. Bei ihrer Amtsführung wird ihr oft vorgeworfen, sie agiere zu zögerlich. Als Erfolg kann sie die Lohngleichheit der Kindergärtnerinnen mit den Lehrerinnen für sich verbuchen. Bildquelle: Staatskanzlei ZH.
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Bild 6 von 7. Ernst Stocker (SVP), 67, ist seit fast 13 Jahren Zürcher Regierungsrat, seit 2015 amtet der Wädenswiler als Finanzdirektor. Während der Coronapandemie schnürte er Hilfspakte in Millionenhöhe für Unternehmen und erhielt viel Lob. Eigentlich wollte der gelernte Landwirt nicht mehr antreten. Seine Partei überzeugte ihn vom Gegenteil. Bildquelle: Ernst Stocker.
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Bild 7 von 7. Carmen Walker Späh (FDP), 64, wurde 2015 in den Regierungsrat gewählt. Die gebürtige Urnerin übernahm die Volkswirtschaftsdirektion. In der Corona-Pandemie sorgte sie dafür, dass Unternehmen schnell Kurzarbeit beantragen konnten, um Arbeitsplätze zu sichern. In einer Volksabstimmung 2020 scheiterte ihr Herzensprojekt – der Rosengartentunnel. Bildquelle: Keystone/Ennio Leanza.
Für Silvia Steiner könnte es jedoch eng werden. Denn die 64-Jährige ist ins Visier der neuen Kandidierenden geraten. Allen voran greift eine Frau nach ihrem Sitz: Priska Seiler Graf. Die Nationalrätin aus Kloten soll für die SP den zweiten Sitz zurückholen, den sie aufgrund des Parteiaustritts von Mario Fehr eingebüsst hat.
Die 54-jährige Seiler Graf sagt zu ihrem Angriff auf Silvia Steiner: «Ich ziele nicht in erster Linie auf die Person, sondern aufs politische Programm. Und ich bin dezidiert der Meinung, dass es nicht gut steht um die Bildung im Kanton Zürich.» Damit spielt die SP-Politikerin primär auf den Mangel an Lehrerinnen und Lehrern an.
Alle gegen eine
Zwar hat die Bildungsdirektion verschiedene Massnahmen getroffen und etwa die Ausbildungsplätze an der Pädagogischen Hochschule erhöht. Aus Sicht von Seiler Graf, selber ausgebildete Sekundarlehrerin, ist das aber bei Weitem nicht genug: «Der administrative Aufwand belastet die Lehrpersonen, dieser müsste gesenkt werden. Warum macht das die Bildungsdirektion nicht?»
Angriffig klingt auch der Kandidat der Grünliberalen, Kantonsrat Benno Scherrer. Der Berufsschullehrer meint bezüglich Lehrermangel: «In Zürich ist Bildung die wichtigste Ressource. Es kann nicht sein, dass die gut ausgebildeten Lehrpersonen fehlen. Da hätte ich mir mehr Energie von der Bildungsdirektion gewünscht.»
Diese sechs Kandiddierenden wollen einen Sitz erobern
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Bild 1 von 12. Der Klotenerin Priska Seiler Graf (SP) setzte sich als Gemeinderätin und später als Stadträtin für einen umweltverträglichen Flughafen ein. Die ausgebildete Sekundarlehrerin und Balletpädagogin wurde 2015 in den Nationalrat gewählt und wurde als Kampfjetgegnerin bekannt. Priska Seiler Graf ist 54 Jahre alt, verheiratet und Mutter von drei Kindern. Bildquelle: Keystone/Peter Klaunzer.
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Bild 3 von 12. Benno Scherrer (GLP), 57, ist seit 2007 im Kantonsrat. Im Wahlkampf fällt er mit einem witzigen Video auf, in welchem er seiner Frau auf die Nerven geht. Der Berufsschullehrer tritt an, um das «Bildungschaos» in den Schulen zu beheben. Im Kantonsrat engagierte er sich bis anhin vor allem für Verkehrsthemen. Er lebt mit seiner Partnerin in Uster. Bildquelle: Benno Scherrer.
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Bild 5 von 12. Peter Grünenfelder (FDP), 55, wurde noch nie in ein politisches Amt gewählt. Er studierte an der HSG, danach war er unter anderem 12 Jahre lang Staatsschreiber im Kanton Aargau. Seit 2016 ist er Direktor der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse. Grünenfelder wohnt in Zürich mit seiner Frau, Nationalrätin Christa Markwalder, und dem gemeinsamen Sohn. Bildquelle: Günter Bolzern.
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Bild 7 von 12. Anne-Claude Hensch (AL), 56. Die Heil- und Sozialpädagogin rutschte 2020 in den Kantonsrat nach. Sie kämpft für soziale Gerechtigkeit und Frauenrechte. Ausserdem engagiert sie sich in der Kreisschulpflege. In Schwamendingen führt sie einen Bioladen. Anne-Claude Hensch ist verheiratet und wohnt in Zürich-Seebach. Bildquelle: Egger&Büeler Fotografie.
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Bild 9 von 12. Daniel Sommer (EVP), 58, ist seit bald acht Jahren im Kantonsrat. Im Parlament vermittelt er häufig zwischen rechts und links. Energie-, Verkehrs- und Umweltthemen sind im wichtig, aber auch das Gewerbe: Ihm gehört eine Schreinerei in Rifferswil. Er ist ausserdem ausgebildeter Sozialpädagoge. Sommer ist verheiratet und hat zwei Kinder. Bildquelle: Daniel Sommer.
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Bild 11 von 12. Hans-Peter Amrein wurde vor 12 Jahren für die SVP in den Kantonsrat gewählt. Er ist im Rat sehr aktiv, schreibt viele Anfragen, spricht neue Themen an. Wegen Meinungsverschiedenheiten trat er letzten Frühling aus der SVP aus. Hans-Peter Amrein ist 64 Jahre alt, wohnt in Küsnacht, ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Bildquelle: Hans-Peter Amrein.
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Neben dem Grünliberalen und der SP-Kandidatin mischt ein Mann der FDP den Wahlkampf auf. Peter Grünenfelder ist Direktor von Avenir Suisse und soll für die Partei den zweiten Sitz in der Regierung zurückholen, den sie 2019 an die Grünen verloren hat. Auch er bemängelt die politische Arbeit Silvia Steiners. Die Zürcher Volksschule sei «verbürokratisiert» und müsse dringend stabilisiert werden.
Steiner ohne Hausmacht – und doch mit den besten Chancen
Die Kritik an Silvia Steiner kommt also von allen Seiten, doch davon scheint nur eine Kandidatin zu profitieren. In Wahlumfragen liegen die Kandidaten der FDP und der GLP weit zurück. Völlig abgeschlagen sind die übrigen Kandidaten von AL und EVP. Sie haben keinerlei Wahlchancen und fungieren als Wahllokomotiven für ihre Parteien. Auch der parteilose Hans-Peter Amrein ist chancenlos. Durch seine flächendeckende Plakatkampagne hat er zwar an Bekanntheit gewonnen, auf den Wahlzettel wird sein Name laut Umfragen trotzdem nicht geschrieben. Gefährlich werden könnte für Silvia Steiner einzig der Angriff der SP-Kandidatin Priska Seiler Graf.
Steiner ist für eine Wiederwahl angewiesen auf Stimmen aus den anderen Parteien. Denn die Mitte ist im Kanton Zürich eine 5-Prozent-Partei. Doch auch ohne Grosspartei im Rücken und trotz aller Kritik dürfte Silvia Steiner leicht im Vorteil sein gegenüber dem Feld der Neuen. Zwar sind Zürcher Wahlen immer wieder für Überraschungen gut, doch dank des Bisherigen-Bonus hat die amtierende Bildungsdirektorin die besseren Chancen als die SP-Herausforderin.