Präsident Recep Tayyip Erdogan braucht jede einzelne Stimme, um seine Wiederwahl zu sichern - auch jene der rund drei Millionen Auslandtürken. Seit gestern dürfen jene in der Schweiz wählen.
Der Andrang ist gross – unter anderem auch vor dem Hallenstadion in Zürich. Hier hat sich das türkische Konsulat seit gestern eigens für die Wahlen für fünf Tage eingemietet.
Opposition macht Wahl spannend
«Es geht um die Zukunft der Türkei. Und wenn ich sehe, wie sich unser Land in den letzten 15 Jahren entwickelt hat, dann finde ich, sollte das so weitergehen», sagt Onur Atlas. Hingegen meint Bülent Bitlice: «Unsere Heimat hat derzeit wirklich viele Probleme ökonomischer und politischer Art. Deshalb hoffe ich, dass sich am Juni einiges ändern wird.»
Die Neuwahlen gelten vor allem deshalb als bedeutend, weil Erdogan damit den angestrebten Wechsel in ein Präsidialsystem besiegeln möchte. Dieses stattet den Präsidenten mit deutlich mehr Macht aus. Doch die Opposition stellt gleich fünf Gegenkandidaten, welche Erdogan hohe Stimmverluste bescheren könnten.
Schweiz kaum entscheidend für Wahlausgang
Für Türkei-Kenner Reinhard Schulze ist aber klar, dass Erdogan dennoch auch auf viele Stimmen aus der Schweiz hofft. Und das obwohl «die türkischen Gemeinden hier in der Regel anders abstimmen als sonst in Europa – eher liberaler und weniger Erdogan-treu», so der Islamwissenschaftler der Uni Bern.
Aus der Schweiz bekam Erdogan bei der letzten Abstimmung 2017 knapp vierzig Prozent der Stimmen. Die rund 100'000 wahlberechtigten Türkinnen und Türken in der Schweiz werden wohl nicht entscheidend für den Wahlausgang sein.